Katastrophe: Musikindustrie macht Gewinn

Balu

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Das Undenkbare ist eingetreten, man wagt es kaum auszusprechen: die benachteiligteste, hart arbeitendste aber dennoch ärmste aller Industrien ist, anzunehmenderweise ohne eigenes Verschulden, in die Gewinnzone gerutscht. Wie die stets stimmkräftige Vertretung der Musikindustrie, RIAA (Recording Industry Association of America) ungewöhnlich kleinlaut bekannt gab, wurden im ersten Halbjahr 04 nach offiziellen Zahlen in den USA zehn Prozent mehr Musik-CDs verkauft als im ersten Halbjahr 03, der Umsatz stieg um solide vier Prozent. Dennoch, so RIAA-Chef Mitch Bainwol, sei die Piraterie ein grosses Problem, sowohl on- als auch offline. Schliesslich habe man noch "einen langen Weg zu gehen" bis die Rekordzahlen von 2001 übertroffen würden.

Ähm. Das ist natürlich sehr, sehr ungewöhnlich für eine Industriebranche, mehrere Jahre hinter einander weniger Geld zu machen als in Spitzenzeiten. Deswegen sind aus Rüsselsheim auch energische Forderungen zu vernehmen, man müsse endlich mit aller Härte gegen Autopiraten vorgehen, und vom jämmerlich erfolglosen Karstadt-Quelle-Management ebensolche gegen Kaufhauspiraten. Flohmärkte, Bauchläden? Hallo?

Schaut man sich die offiziellen Zahlen genauer an, dann machen die Klagen der Musikmogule durchaus Sinn, jedenfalls aus deren Sicht: verkaufen sich doch Top-Ten-Einheitsbrei-Produkte immer schlechter, das Umsatzplus rührt also von "all dem anderen Zeug", für das die Musik-Manager sichtbar wenig Begeisterung aufbringen können. Harte Zahlen veröffentlichte unlängst das Musikmagazin Rolling Stone: jede fünfte Musik-CD wird in den USA mittlerweile von der Preisbrecher-Kaufhauskette Wal-Mart verkauft, die sich eine feuchte Boy-Group-Single um das Preisdiktat der Industrie schert und zunehmend tönende Plastikscheiben für einen Zehner vertickt. Das wären nach aktuellem Wechselkurs 7 Euro und 92 Cent. Was will Familie Bertelsmann nochmal für eine CD mit beiliegenden Songtexten und Fotos der Künstler? 17,99? Aha.

Noch mehr harte Zahlen? Von der angesehensten Wirtschaftsuniversität des Planeten Erde veröffentlicht? Wie die Harvard Business School in einer mehrmonatigen Studie ermittelte, existiert kein wissenschaftlich belegbarer Zusammenhang zwischen mehr Downloads und weniger CD-Verkäufen. Hey: wenn die sich mit so was nicht auskennen, können wir das Thema Betriebswirtschaft gleich komplett ins Reich der Mythen abschieben.

Da bleibt wohl nichts anderes, als der rüsseligen Opel-Gang den Weg zum Kadi zu empfehlen, falls sich der undankbare Konsument doch lieber einen halb so teuren Hyundai (aber doppelt so zuverlässigen) holt, oder den Karstadt-Pleite-Kapitänen den Ruf nach Bundesfinanzausgleich angesichts unterdurchschnittlicher Konsumentenbegeisterung.

Jetzt mal ohne Ironie: wie lange müssen wir uns diesen Schwachsinn von "Hometaping is killing music" bis "Raubkopierer werden mit fünf Jahren Gefängnis bestraft" noch anhören? Wann endlich schicken wir "Sozialparasiten in Nadelstreifen" zurück in ihre Villen in tropischen Steuerparadisen und überlassen den unterhaltsamen Unterhaltungsmarkt dem freien Spiel der Kräfte?

Quelle: http://vnude.typepad.com/bootsektor/
 

36_crazyfists

Parkrocker
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oje gewinn den kann man gleich kmplett in die jagd nach raubkopierern investieren, anstatt damit junge bands zu fördern ;)
 

Hockeycreature

Parkrocker
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Naja was soll man zur Musikindustrie noch sagen. Dieses Gejammer über die Raubkopien und Downloader geht mir sowieso auf die Nerven.

Denn erstens würde man vielleicht mal mehr CDs verkaufen, wenn man endlich von diesem verbrecherischen Kopierschutz absehen würde der manche CDs befallen hat. Ich kaufe diese CDs aus Prinzip nicht mehr, denn sie funktionieren nichtmal in meinem Autoradio! Und wie kann das sein dass jemand 17,99 Euro für eine CD mit ca 12 Songs hinlegt und man dann nichtmal das Recht erworben hat sich mit den Songs einen eigenen Sampler zu erstellen!

Außerdem vertraue ich diesen Zahlen die behaupten der Musikindustrie schadet das Herunterladen von Songs mit soundsoviel Euro sowieso nicht. Denn was die Musikindustrie wohl nicht bedenkt ist dass nicht jeder der einen Song runterlädt den auch kaufen würde, wenn er ihn nicht kostenlos kriegt. Ich kenne genug Leute die viel Geld in Cds und Platten stecken, ob die sich noch was runterladen ist völlig egal, denn mehr Cds wären für die ohnehin nicht drin. Da zieht der Gedanke weniger Download --> mehr gekaufte Cds echt nicht.