Gegen Vorratsdatenspeicherung: Ein Grundgesetz für Schäuble

maxibt

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Ihr habt ja vielleicht mitbekommen, dass der Deutsche Bundestag am Freitag dem Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung mehrheitlich zugestimmt hat.

vorratsdatenspeicherung.de schrieb:
Ab 2008 soll damit nachvollziehbar werden, wer mit wem in den letzten sechs Monaten per Telefon, Handy oder E-Mail in Verbindung gestanden oder das Internet genutzt hat. Bei Handy-Telefonaten und SMS soll auch der jeweilige Standort des Benutzers festgehalten werden. Anonymisierungsdienste sollen verboten werden.

Mit Hilfe der über die gesamte Bevölkerung gespeicherten Daten können Bewegungsprofile erstellt, geschäftliche Kontakte rekonstruiert und Freundschaftsbeziehungen identifiziert werden. Auch Rückschlüsse auf den Inhalt der Kommunikation, auf persönliche Interessen und die Lebenssituation der Kommunizierenden werden möglich. Zugriff auf die Daten sollen Polizei, Staatsanwaltschaft, Nachrichtendienste und ausländische Staaten erhalten, die sich davon eine verbesserte Strafverfolgung versprechen.


Sicherlich ist euch auch bekannt, dass der Anstoß zu dieser Gesetzesänderung von unserem Innenminister Wolfgang Schäuble stammt. In seinem Amt als Bundesminister des Inneren wäre es ja eigentlich seine Aufgabe, das Grundgesetz zu schützen und dafür Sorge zu tragen, dass den Bürgern die darin definierten Freiheitsrechte auch in der Zukunft garantiert werden können.

Aus Angst vor terroristischen Angriffen stellt er stattdessen das ganze deutsche Volk unter Generalverdacht und ist dabei, mit dieser Rechtfertigung ein Grundrecht nach dem anderen schlicht auszuhebeln.

schaeuble-wegtreten.de schrieb:
Ein Innenminister, der das Grundgesetz als Gefängnis bezeichnet, weil es ihn in der Ausspionierung des Volkes einengt, hat den Sinn seines Berufes nicht verstanden.

Ein Innenminister, dessen Gesetzesentwürfe vom Verfassungsgericht aufgrund mangelnder Verfassungskonformität abgelehnt werden, darf nicht argumentieren, dass das Gesetz trotzdem, nur anders formuliert, 'durchgebracht' würde.


Jetzt gibt es eine - wie ich finde - nette Idee, um den Innenminister an seine eigentliche Aufgabe - den Schutz des Grundgesetzes und der Freiheit der Bürger - zu erinnern und gleichzeitig seinen Protest an der Verabschiedung des Gesetzes zur Vorratsdatenspeicherung zu äußern:
Jeder Bürger hat das Recht und die Möglichkeit, online auf der Webseite des Bundestags bis zu 3 Exemplare des Grundgesetzes in seiner (noch) gültigen Fassung kostenlos und portofrei zu bestellen. Mindestens eines davon kann man dann - am besten mit einem kurzen Brief und einer persönlich Widmung versehen - Herrn Schäuble zukommen lassen. Als Büchersendung kostet einen das gerade mal 0,80 Euro.

Die Adresse:

Bundesministerium des Innern
z.Hd. Hr. W. Schäuble
Alt-Moabit 101
10559 Berlin

Weitere Informationen gibts dazu auch unter http://politblog.net/rechtsstaat/ein-grundgesetz-fuer-schaeuble.htm .



Was haltet ihr von der Sache? Meine 3 Exemplare sind bereits bestellt :)
 

McGuinness

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Ich werde mich morgen mal zu einem vllt längeren Post hinreißen lassen, warum mich diese schreckliche Schwarz-Malerei, was dieses Gesetz angeht, tierisch aufregt. Wahnsinn.
 

maxibt

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Gerne! Endlich wieder vielleicht eine vernünftige und sachliche Diskussion. Ich freu mich :)
 

McGuinness

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Es mag jetzt vllt weniger direkt mit Deinem Post zu tun haben, aber jedenfalls inhaltlich...

Das verabschiedete Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung ist Umsetzung einer EU-Richtlinie. Geplant wurde sowas in der Art erstmalig nach den Madrider Anschlägen, und die Initiative ging unter anderem maßgeblich von Großbritannien und Spanien aus (wir merken uns für später: beides Länder, in denen es bisher verheerende Anschläge gegeben hat). Und wer jetzt sagt "Hätte Deutschland doch einfach ein Veto im Ministerrat eingelet..." hat keine Ahnung, so einfach ist es nämlich einfach nicht in der EU.

Schäuble setzt das jetzt also um (und ich bin wahrhaft kein Freund der Idee, dass ein schwer traumatisierter Mensch für meine Sicherheit zuständig ist), und das Geschrei ist groß. Warum?
Da werden Daten gespeichert (und nichts als Daten, es erfolgt keinerlei Speicherung von Inhalten), und unter gewissen Vorraussetzungen kann darauf zugegriffen werden. Jetzt wird von ein paar Protest-Azubis laut gemeckert, dass das ein Schritt zum "gläsernen Menschen" sei. Ahja. Wer kann denn darauf zugreifen? OK, der Telefon-/Mobil-/Internetanbieter, aber der konnte das ja vorher schon. Andere Firmen wohl eher nicht, weil die Datenvergabe an 3. durch die AGBs ausgeschlossen wird, und es kann sich eigentlich kein Unternehmen leisten, dass eiin Verstoß dagegen an die Öffentlichkeit kommt. Damit der Staat Zugriff auf diese Daten kommt, muss ein begründeter Verdacht vorliegen. Und zwar nicht der Verdacht, dass ich letzte Nacht eine Laterne ausgetreten habe, oder im Vollsuff auf der falschen Straßenseite ohne Licht gefahren bin. Es geht um Rechtsradikalismus, Terrorabwehr, Aufklärung organisierter Kriminalität, Phishing, Kindesmissbrauch etc. Und selbst dann kann Mutter Staat nicht von sich aus auf diese Daten zugreifen, sonst es muss ein Gerichts-Beschluss vorliegen. Wo ich da gläsern werde entzieht sich vollkommen meiner Erkenntnis.
Das altbekannte Argument "ich hab ja nix zu verstecken" finde ich im Allgemeinen auch hahnebüchern, aber in dem Fall: Hey, ich hab wirklich nichts zu verstecken. Ich bin weder ne Glatze, bin nicht in der Mafia, hab nicht bin Ladens Handy-Nummer, wollte noch keine Passwörter anderer Leute rausfinden etc. Sollte irgendwann mal der Verdacht gegen mich vorliegen, soetwas zu tun - dann hab ich Pech gehabt, aber von nix kommt nix.
Ich habe sehr wohl ein Problem mit staatlicher Überwachungs, zum Beispiel Videoüberwachung öffentlicher Plätze, aus einem ganz einfachen Grund: Auf so einer Kamere erscheine ich grundsätzlich. Und dafür muss kein Verdacht gegen mich vorliegen, und kein Richter muss sein OK geben. Und wenn man davon ausgeht, dass es in nicht allzu großer Ferne möglich sein wird, die Gesichter dann mit Datenbanken zu vergleichen, und man mich "verfolgen" kann, OK, dann bin ich gläsern.

Wollen wir uns vor o.g. Formen der Kriminalität schützen, muss ein Ausgleich gefunden werden, zwischen persönlicher Freiheit und mehr oder weniger kollektiver Sicherheit, soweit man diese denn herstellen kann. Ich persönlich bin gerne einverstanden, dass meine Daten gespeichert werden, wenn damit verhindert werden kann, dass aus Madrid nicht München, und aus London nicht Leipzig wird. Natürlich kann kein Mensch garantieren, dass das nicht passiert, aber es kann auch niemand ausschließen. Weiß jemand, ob durch das bisher auch schon erlaubte Abhören verdächtiger Telefonnummern kriminelle Taten verhindert wurden? Ich weiß es nicht, aber ich möchte mir fast sicher sein, dass dem so ist.
 

maxibt

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McGuinness schrieb:
Wollen wir uns vor o.g. Formen der Kriminalität schützen, muss ein Ausgleich gefunden werden, zwischen persönlicher Freiheit und mehr oder weniger kollektiver Sicherheit, soweit man diese denn herstellen kann.
Du kennst sicher das Zitat von Benjamin Franklin? "Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety." ("Jene, die grundlegende Freiheit aufgeben würden, um eine geringe vorübergehende Sicherheit zu erwerben, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit.") Dir geht es vielleicht anders, aber zumindest ich persönlich bin nicht bereit, wegen einer angeblich drohenden Gefahr des Terrorismus tonnenweise Daten, die meine Privatsphäre und mein Privatleben betreffen, von einem sammelwütigen Staat speichern zu lassen, nur weil es damit angeblich möglich sein soll, terroristische Anschläge zu verhindern. Der Staat stellt seine Bürger damit ohne Ausnahme unter Generalverdacht und speichert Daten, die ihn in keiner Hinsicht auch nur das Geringste zu interessieren haben. Das Argument, dass damit angeblich Terrorismus verhindert oder eingeschränkt werden kann, ist unhaltbar. Wirkliche Terroristen lachen nur darüber und finden entsprechende Kommunikationswege. Ganz davon abgesehen wird auch die freie Ausübung einiger Berufe (Journalisten, Anwälte u.a.) drastisch eingeschränkt, wenn z.B. im journalistischen Bereich Telefonate mit Informanten etc. mitgeschnitten werden.

McGuinness schrieb:
Ich persönlich bin gerne einverstanden, dass meine Daten gespeichert werden, wenn damit verhindert werden kann, dass aus Madrid nicht München, und aus London nicht Leipzig wird.
Siehst du, und ich bin das genau nicht. Ich sehe es nicht ein, unzählige Grundrechte aufzugeben - Grundrechte, für die Generationen vor uns teilweise hart gekämpft und mit ihrem Leben bezahlt haben - nur für einen paranoiden und wie du sagst schwer traumatisierten Mann, der unfassbarerweise Innenminister geworden ist und trotz diesem Amt das Grundgesetz als "Gefängnis" bezeichnet und auf dieser Basis dabei ist, ein Grundrecht nach dem anderen auszurotten zu Gunsten einer mehr als trügerischen Sicherheit. Ich bin der Meinung, dass es außer mir selbst niemanden etwas angeht, mit wem ich wann von wo wie lange telefoniere, wann ich wie lange von wo auf welchen Internetseiten surfe, wem ich wann Emails mit welchem Inhalt sende, wo ich mich wann aufhalte, von wo ich wann nach wo fliege und welches Gepäck ich dorthin mitnehme. Ich habe nicht unbedingt etwas dagegen, wenn ein konkreter Tatverdacht mit Gefahr im Verzuge besteht und ein ordentliches Gericht entscheidet, dass gewisse Daten erhoben werden dürfen. Dann - ok! Aber grundsätzlich sämtliche Informationen über jeden Bürger mitschneiden und mindestens 6 Monate aufbewahren? (Daten über Flüge sollen sogar 13 Jahre aufgehoben werden!) Das kann es doch nicht sein. Und glaubst du wirklich, dass diese Daten strikt voneinander getrennt aufbewahrt werden und der Zugriff nur nach gerichtlicher Anordnung möglich ist? Das glaubst du doch selbst nicht...Und so kommt einfach eine solche Willkür auf, die ansich in jeder Demokratie fatal und gefährlich ist. Aber das Ganze dann noch in Kombination mit Peta- und Exabytes an privaten und teilweise intimen Daten von unbescholtenen Bürgern - da wirds mir dann echt zu brisant, um noch tatenlos zuzuschauen.


Beteiligt sich von euch noch jemand an der Sammel-Verfassungsbeschwerde gegen die Vorratsdatenspeicherung?
 

McGuinness

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maxibt schrieb:
Der Staat stellt seine Bürger damit ohne Ausnahme unter Generalverdacht und speichert Daten, die ihn in keiner Hinsicht auch nur das Geringste zu interessieren haben. Das Argument, dass damit angeblich Terrorismus verhindert oder eingeschränkt werden kann, ist unhaltbar.

Er stellt sie eben nicht unter Generalverdacht. Generalverdacht wäre es, wenn der Staat jederzeit auf Deine Daten zugreifen kann. Und das kann er eben nicht.


maxibt schrieb:
McGuinness schrieb:
Ich persönlich bin gerne einverstanden, dass meine Daten gespeichert werden, wenn damit verhindert werden kann, dass aus Madrid nicht München, und aus London nicht Leipzig wird.
Siehst du, und ich bin das genau nicht.

Huh? Willst Du Bilder von zerissenen U-Bahnen im Marienplatz sehen? Ich will das nicht. Ich weiß, das ist (noch) eine rein theoretische Gefahr, aber man muss sich darüber Gedanken machen.


maxibt schrieb:
Ich bin der Meinung, dass es außer mir selbst niemanden etwas angeht, mit wem ich wann von wo wie lange telefoniere, wann ich wie lange von wo auf welchen Internetseiten surfe, wem ich wann Emails mit welchem Inhalt sende, wo ich mich wann aufhalte, von wo ich wann nach wo fliege und welches Gepäck ich dorthin mitnehme.

Inhalte werden nicht gespeichert.


maxibt schrieb:
Ich habe nicht unbedingt etwas dagegen, wenn ein konkreter Tatverdacht mit Gefahr im Verzuge besteht und ein ordentliches Gericht entscheidet, dass gewisse Daten erhoben werden dürfen. Dann - ok!

Da ergibt sich ein mittelschweres Problem: Du kannst im Nachhinein eben die Daten nicht überprüfen. Entweder alle oder keiner.
Es wäre natürlich einfacher, wenn man endlich über den staatsrechtlichen Schatten springen könnte, und gewissen Bevölkerungsgruppen stärker zu überwachen als andere. An amerikanischen Flughäfen wird das gerade testweise erprobt: Eine ältere Dame mit Enkel muss sich dort längst nicht so langen Kontrollen unterziehen wie ein alleinreisender 30 jähriger. Verachtend? Unter Umständen, aber eine logische Konsequenz von Ereignissen der Vergangenheit. Bin ich damit einverstanden? Nein, nicht wirklich, aber es macht Sinn, und sorgt für geringere Kosten und teilweise mehr Bequemlichkeit.


maxibt schrieb:
Und glaubst du wirklich, dass diese Daten strikt voneinander getrennt aufbewahrt werden und der Zugriff nur nach gerichtlicher Anordnung möglich ist? Das glaubst du doch selbst nicht.

Doch, das glaube ich. Wenn ich mich auf das Einhalten solch grundsätzlicher Regeln in einem demokratischen Land nicht verlassen kann, wo sonst? Und auch hier wieder dasselbe Argument: Keine Regierung kann es sich erlauben, dass während ihrer Amtszeit ein solcher Rechtsbruch stattfindet.


Ich kann meine Argumentation stark vereinfacht auch den schon von Platon geprägten Satz "Gemeinwohl vor Eigenwohl" minimieren, auch wenn es zu einfach wäre, aber ich denke, Du verstehst, worauf ich hinaus will.
 

maxibt

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McGuinness schrieb:
Er stellt sie eben nicht unter Generalverdacht. Generalverdacht wäre es, wenn der Staat jederzeit auf Deine Daten zugreifen kann. Und das kann er eben nicht.
Der Meinung bin ich nicht: Für mich heißt Generalverdacht, dass jeder Bürger potentiell verdächtig ist - sonst wäre es nicht nötig, "prophylaktisch" Daten über jedermann zu erheben, sondern nur wirkliche Verbrecher würden überwacht werden. Vielleicht ist es, wie du sagst, nicht möglich, im Nachhinein entsprechende Daten zu erheben - vielleicht ist das aber auch gar nicht nötig, sondern eine Überwachung beispielsweise des Telefons reicht im begründeten Fall aus. Und selbst wenn dem nicht so wäre: Meiner Meinung nach gibt es keinen Grund, der es rechtfertigt, dermaßen extrem in die Privatsphäre unschuldiger Menschen einzugreifen, ohne dass damit irgendetwas erreicht wird.
Abgesehen davon habe ich es schonmal erwähnt: Ich bin mir sicher, dass jeder "ernsthafte" Terrorist, von semiprofessionellen Trittbrettfahrern mal abgesehen, für die geplanten Methoden nur ein müdes Lächeln übrig hat. Glauben die Leute wirklich, da schreibt jemand von "osama.binladen@terrormail.com" an "operation-munichbomb@sprengstoffterror.de" eine Mail, in der er mitteilt, wie Anschläge vorzubereiten sind? Setzt er nicht stattdessen auf hochverschlüsselte Kommunikation über ausländische, für deutsche Behörden nicht erreichbare Server? Meldet Osama persönlich einen Mobilfunkvertrag an, oder nimmt man nicht stattdessen ein Prepaidhandy mit nicht personalisierter SIM-Karte? Vielleicht ziehe ich es etwas ins Lächerliche, aber ich hoffe es wird klar was ich meine: Wirkliche Terroristen fängt man nicht mit dem Sammeln von Daten, wirkliche Terroristen kann man so nicht aufhalten. Der einzige, der unter der Datensammelwut des Staats zu leiden hat, ist im Endeffekt der unschuldige Bürger Otto Normalverbraucher, der sich außer ein paar Knöllchen wegen Falschparkens noch nie etwas zuschulden kommen hat, dessen ganzes Leben aber plötzlich für völlig unbeteiligte Dritte einsehbar und nachvollziehbar wird.

McGuiness schrieb:
Huh? Willst Du Bilder von zerissenen U-Bahnen im Marienplatz sehen? Ich will das nicht. Ich weiß, das ist (noch) eine rein theoretische Gefahr, aber man muss sich darüber Gedanken machen.
Natürlich will ich das nicht, Gott bewahre, das weißt du auch. Natürlich muss man sich auch Gedanken machen, wie man dem Terrorismus sinnvoll und effizient begegnen kann. Aber wie schon erwähnt: Mit der Vorratsdatenspeicherung ist das meiner Meinung nach nicht möglich.


McGuiness schrieb:
maxibt schrieb:
Ich bin der Meinung, dass es außer mir selbst niemanden etwas angeht, mit wem ich wann von wo wie lange telefoniere, wann ich wie lange von wo auf welchen Internetseiten surfe, wem ich wann Emails mit welchem Inhalt sende, wo ich mich wann aufhalte, von wo ich wann nach wo fliege und welches Gepäck ich dorthin mitnehme.

Inhalte werden nicht gespeichert.
Sonst hast du dazu nichts zu sagen? Du bist damit einverstanden, dass alle übrigen genannten Daten (und noch weitaus mehr) über dich immer und überall erhoben, für lange Zeit gespeichert und jederzeit einsehbar gemacht werden? Ich bin das nicht.
Im Übrigen: Auch die Kontrolle von Inhalten ist technisch möglich und wird möglich sein, glaub mir. Zwar ist es im Rahmen des Gesetzes zur Vorratsdatenspeicherung nicht vorgesehen, aber sofern keine entsprechende Verschlüsselung verwendet wird, ist es zumindest durch die (längst gesetzlich eingerichteten!) Schnittstellen bei allen größeren Providern möglich, Inhalte abzugreifen. Und sollte auch das nicht ziehen, gibt es ja immer noch die gute alte Online-Durchsuchung.
Und nochmal: Ein wirklicher Terrorist wird keine Klartext-Mails über web.de verschicken. Er wird auch nicht den Grußkartenservice von Yahoo verwenden. In diesen Organisationen gibt es Fachmänner für Kryptographie, und du kannst dir sicher sein, die verstehen was von ihrem Handwerk! Mails, die mit 4000 Bit oder mehr verschlüsselt werden, sind auch für das BKA nicht zu knacken. Oder sagen wir kaum - nichts ist unmöglich.


McGuiness schrieb:
Da ergibt sich ein mittelschweres Problem: Du kannst im Nachhinein eben die Daten nicht überprüfen. Entweder alle oder keiner.
Dann bin ich für keiner. Gründe dafür habe ich ja mittlerweile mehr als genug angeführt.

McGuiness schrieb:
Es wäre natürlich einfacher, wenn man endlich über den staatsrechtlichen Schatten springen könnte, und gewissen Bevölkerungsgruppen stärker zu überwachen als andere. An amerikanischen Flughäfen wird das gerade testweise erprobt: Eine ältere Dame mit Enkel muss sich dort längst nicht so langen Kontrollen unterziehen wie ein alleinreisender 30 jähriger. Verachtend? Unter Umständen, aber eine logische Konsequenz von Ereignissen der Vergangenheit. Bin ich damit einverstanden? Nein, nicht wirklich, aber es macht Sinn, und sorgt für geringere Kosten und teilweise mehr Bequemlichkeit.
Das meinst du hoffentlich nicht ernst? Natürlich reduziert so etwas die Kosten, natürlich macht es das Ganze insgesamt "bequemer", aber macht es wirklich Sinn? Im Grunde entwickelt sich so eine Art von Faschismus - nein, das ist das falsche Wort, aber ich finde gerade nicht das richtige - auf jeden Fall ist es keinesfalls gerecht, einige Bevölkerungsgruppen besser oder schlechter zu stellen oder auch nur zu behaupten, von einigen Gruppen gehe eine größere Gefahr aus als von anderen. Kennen wir das nicht irgendwo her? Ich will keine Beispiele nennen - nicht dass wir gleich wieder bei Godwins Gesetz sind, aber ich denke es wird klar was ich sagen will. Und nur am Rande: Sollte ein solches System tatsächlich eingeführt werden - was für ein Witz - was glaubst du, wie schnell entsprechende "Organisationen" alte Omas indoktrinieren, die entweder gar nicht wissen, was sie tun, oder für eine entsprechende Finanzbeteiligung, die für des Enkels Sparbuch gedacht ist, dem netten Herrn mit dem Turban gerne mal einen Gefallen tun.


McGuiness schrieb:
Doch, das glaube ich. Wenn ich mich auf das Einhalten solch grundsätzlicher Regeln in einem demokratischen Land nicht verlassen kann, wo sonst? Und auch hier wieder dasselbe Argument: Keine Regierung kann es sich erlauben, dass während ihrer Amtszeit ein solcher Rechtsbruch stattfindet.
Schön, dass du das so siehst. Genau so ein Zustand wäre auch mein Ideal und ich hätte nichts lieber, als dass es so wäre. Leider sehe ich es etwas nüchterner. Ich bin überzeugt davon, dass die BRD und jedes andere Land der Erde mit seinen Regierungen, Politikern und Funktionären geltendes Recht verletzt. Das hat es immer gegeben, es gibt es momentan und es wird es immer geben. Natürlich wird so etwas streng geheim gehalten, natürlich wird nach außen hin auf strikte Einhaltung der Gesetze gemacht, aber zumindest ich glaube nicht mehr daran. Natürlich kann ich nichts von diesen Bemerkungen beweisen, natürlich habe ich nicht mal den Hauch einer Chance dazu. Aber um auf deine Aussage zurückzukommen: Waren es nicht eigentlich auch mal grundsätzliche Regeln in unserem "demokratischen" Land, dass das Briefgeheimnis unverletzlich ist? Die Wohnung? Das Fernmeldegeheimnis? Das sind nur Beispiele, aber sie werden systematisch ausgeräumt. Ist das nicht deutlich genug?


McGuiness schrieb:
Ich kann meine Argumentation stark vereinfacht auch den schon von Platon geprägten Satz "Gemeinwohl vor Eigenwohl" minimieren, auch wenn es zu einfach wäre, aber ich denke, Du verstehst, worauf ich hinaus will.
Das verstehe ich durchaus, und prinzipiell würde ich dir auch zustimmen: Wenn mit "Eigenwohl" das Wohl eines nachweislich kriminellen und verurteilten Verbrechers gemeint wäre. Wenn aber jeder Bürger auf grundlegendste Rechte verzichten soll, um damit andere Bürger zum Schein zu schützen, dann trifft Platons Aussage für meine Begriffe nicht mehr zu. Denn: Es ist einerseits in der Regel nicht machbar, Wohl gegen Wohl, Leben gegen Leben, Recht gegen Recht abzuwägen (ein Beispiel: 100 Leute sitzen in einem Flugzeug, das Kurs auf einen Wolkenkratzer nimmt, in dem sich wiederum 100 Leute in Gefahr befinden. Schieße ich das Flugzeug ab? Eine solche Entscheidung kann man in meinem Augen nicht treffen, weswegen ich auch sage - nein, das Flugzeug kann und darf man nicht abschießen. Aber das ist eine ganz andere Diskussion, die wir gerne mal woanders führen können - aus diesem Thread will ich sie gerne raushalten. War nur'n Beispiel.). Nochmal: Platon sagt "Gemeinwohl vor Eigenwohl". Schön und gut, aber in diesem Fall gibt es kein Eigenwohl: Denn die Datenerfassung betrifft nicht eine einzelne Person oder den Schützenverein Hinterdupfing 1874 e.V., sondern alles und jeden, wer immer Bürger der BRD ist. Es handelt sich hier also im Prinzip auch wieder um "Gemeinwohl". Und wenn ich dich jetzt frage: "Gemeinwohl oder Gemeinwohl?" - wie antwortest du mir?






OT: Diese Diskussion kommt mir irgendwie relativ einseitig vor - "1 gegen 1". Gibt es sonst niemanden, den die Sache interessiert und der sich beteiligen will? :-s
 

McGuinness

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Ich hab jetzt gerade nicht die Zeit, auf alles einzugehen, werde es bei Bedarf nachholen.


maxibt schrieb:
Sonst hast du dazu nichts zu sagen? Du bist damit einverstanden, dass alle übrigen genannten Daten (und noch weitaus mehr) über dich immer und überall erhoben, für lange Zeit gespeichert und jederzeit einsehbar gemacht werden? Ich bin das nicht.

Wie schon gesagt, dagegen habe ich nichts einzuwenden. Solange mir als (wohlgemerkt) unbescholtener Bürger daraus keine Nachteile entstehen. Und als Nachteil sähe ich es auch, wenn diese Daten statistisch ausgewertet werden, oder an 3. weitergegeben werden.


maxibt schrieb:
In diesen Organisationen gibt es Fachmänner für Kryptographie, und du kannst dir sicher sein, die verstehen was von ihrem Handwerk! Mails, die mit 4000 Bit oder mehr verschlüsselt werden, sind auch für das BKA nicht zu knacken. Oder sagen wir kaum - nichts ist unmöglich.

Ich würde den Staat nicht für dümmer, oder besser gesagt weniger qualifiziert halten, als irgendwelche Untergrundorganisationen. Ich möchte nicht wissen, was für Techniken existieren, von denen Jon Doe keine Ahnung hat.
Es geht ja auch nicht darum, einzelne E-Mails abzufangen, es geht doch letztendlich darum, kriminelle Netzwerke zu überwachen und aufzudecken, und das kann man eben nur bei großflächiger Überwachung.
maxibt schrieb:
McGuiness schrieb:
Es wäre natürlich einfacher, wenn man endlich über den staatsrechtlichen Schatten springen könnte, und gewissen Bevölkerungsgruppen stärker zu überwachen als andere. An amerikanischen Flughäfen wird das gerade testweise erprobt: Eine ältere Dame mit Enkel muss sich dort längst nicht so langen Kontrollen unterziehen wie ein alleinreisender 30 jähriger. Verachtend? Unter Umständen, aber eine logische Konsequenz von Ereignissen der Vergangenheit. Bin ich damit einverstanden? Nein, nicht wirklich, aber es macht Sinn, und sorgt für geringere Kosten und teilweise mehr Bequemlichkeit.

Das meinst du hoffentlich nicht ernst? Natürlich reduziert so etwas die Kosten, natürlich macht es das Ganze insgesamt "bequemer", aber macht es wirklich Sinn?

Doch, diese Bestrebungen gibt es, und sie werden durchaus begrüßt. Wie ich dazu stehe habe ich geschrieben. Wenn man sich ein paar Ereignisse der Verdangenheit anschaut, macht es auch durchaus Sinn. Und selbst meine Omma würde sich für nen Fuffi auf dem Konto auch nicht in die Luft sprengen.



Deutschland hat sich für potentielle Terroristen in den letzten Jahren als Drehkreuz herausgestellt, das kannst Du nicht leugnen. Was man hätte verhindern können, wenn man schon vor Jahren diese Daten gespeichert hätte und was nicht, ist eine müßige Diskussion. Ich bin wie gesagt in diesem Fall bereit dazu, meine nichtssagenden Daten einspruchslos dem Staat zur Verfügung zu stellen. Das ist allgmein eine Einstellung, die ich in den letzten Monaten mir angeeignet habe, durch diverse Diskussionen, Zeitungsartikel, Kommentare etc. Ich bin vielleicht Idealist, aber glücklich damit, und bisher noch nicht vom Gegenteil überzeugt worden.
 

maxibt

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Alter
35
McGuinness schrieb:
Wie schon gesagt, dagegen habe ich nichts einzuwenden. Solange mir als (wohlgemerkt) unbescholtener Bürger daraus keine Nachteile entstehen. Und als Nachteil sähe ich es auch, wenn diese Daten statistisch ausgewertet werden, oder an 3. weitergegeben werden.
Du siehst es ja scheinbar anders - aber ich sehe das als Nachteil! Wie schon an anderer Stelle erwähnt gehen meine private und berufliche Kommunikation, meine Aufenthaltsorte und meine Reisen niemanden außer mir selbst etwas an - sofern ich damit niemanden gefährde. Abgesehen davon - sobald diese Daten erhoben und gespeichert sind, sind sie außerhalb unserer Kontrolle. Du kannst dir nie 100% sicher sein, was damit geschieht. Natürlich, offiziell sind sie hochsicher gespeichert, niemand kann ohne Weiteres darauf zugreifen, etc blabla. Aber dem traue ich nicht. Irgendetwas kann immer sein, auch das BKA ist nicht unfehlbar. Wo Menschen im Spiel sind passieren nunmal Fehler.


McGuiness schrieb:
Ich würde den Staat nicht für dümmer, oder besser gesagt weniger qualifiziert halten, als irgendwelche Untergrundorganisationen. Ich möchte nicht wissen, was für Techniken existieren, von denen Jon Doe keine Ahnung hat.
Es geht ja auch nicht darum, einzelne E-Mails abzufangen, es geht doch letztendlich darum, kriminelle Netzwerke zu überwachen und aufzudecken, und das kann man eben nur bei großflächiger Überwachung.
So habe ich das nicht gemeint. Sicherlich hat der Staat höchstqualifizierte Experten, die sich auf ihrem Fachgebiet bestens auskennen. Aber: Genau solche Experten mit demselben Wissen und denselben Qualifikationen wirst du auch auf der "gegnerischen" Seite finden - so meinte ich das.

Du sagst, kriminelle Netzwerke kann man nur bei großflächiger Überwachung aufdecken. Das mag sein. Nur: Wer gibt dir dann das Recht, nicht-kriminelle Daten zu erheben, zu analysieren und zu speichern? Ich bin immer noch der Meinung, dass unschuldige Bürger nicht so behandelt werden dürfen. Sie haben sich nichts zuschulden kommen lassen. Wenn jemand erwiesenermaßen ein Verbrecher ist, es für den aktuellen Tatvorwurf entsprechende Beweise gibt und ein Gerichtsbeschluss vorliegt, der die Überwachgungsmaßnahmen erlaubt: Bitte, ok, kein Problem, dann ist das Ganze richtig. Aber eine Totalüberwachung jedes Menschen kann und will ich nach wie vor nicht gut finden, egal zu welchem Zweck. Und wenn es anders nicht geht: Dann eben nicht, dann lässt man es eben.


McGuiness schrieb:
Doch, diese Bestrebungen gibt es, und sie werden durchaus begrüßt. Wie ich dazu stehe habe ich geschrieben. Wenn man sich ein paar Ereignisse der Verdangenheit anschaut, macht es auch durchaus Sinn. Und selbst meine Omma würde sich für nen Fuffi auf dem Konto auch nicht in die Luft sprengen.
Auch das meinte ich wiederum nicht so. Natürlich wird weder deine noch meine Oma zum Selbstmordattentäter werden, um ihrem geliebten Enkel damit den Führerschein zu finanzieren. Aber: du wirst immer und überall Menschen finden, die dazu bereit sind. Und ich bin mir sicher: Irgendwo auf der Welt gibt es auch eine Großmutter, die für eine entsprechende Summe (ich rede von etwa fünfstelligen Beträgen) ein bißchen Sprengstoff durch die Flughafenkontrolle schmuggelt. Oder eine kleine Schusswaffe. So etwas reicht ja schon, um ein Flugzeug zu entführen...


McGuiness schrieb:
Deutschland hat sich für potentielle Terroristen in den letzten Jahren als Drehkreuz herausgestellt, das kannst Du nicht leugnen. Was man hätte verhindern können, wenn man schon vor Jahren diese Daten gespeichert hätte und was nicht, ist eine müßige Diskussion. Ich bin wie gesagt in diesem Fall bereit dazu, meine nichtssagenden Daten einspruchslos dem Staat zur Verfügung zu stellen. Das ist allgmein eine Einstellung, die ich in den letzten Monaten mir angeeignet habe, durch diverse Diskussionen, Zeitungsartikel, Kommentare etc. Ich bin vielleicht Idealist, aber glücklich damit, und bisher noch nicht vom Gegenteil überzeugt worden.
Nein, das kann und will ich nicht leugnen - es ist so. Auf die Diskussion, ob und wie das Ganze hätte verhindert werden können, brauchen wir uns auch nicht einlassen, da gebe ich dir Recht. Nur wie kommst du dazu, die gesammelten Daten als "nichtssagend" zu bezeichnen? Sie sind doch wohl das genaue Gegenteil? Welche Daten sind für dich denn aussagekräftiger? Mit Hilfe dieser Daten kann man theoretisch alles über dich herausfinden. Sei es wo du dich wann wie lange aufhältst, sei es wo du deinen Urlaub mit wem und mit welchem Gepäck verbringst, sei es wann du mit welchen Leuten telefonierst, mailst, wo du surfst, was auch immer. Da geht es um das komplette Privatleben eines Menschen! Und das soll nichtssagend sein?
 

maxibt

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Keine weitere Diskussion? :?: :(
 

nitsche

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Genauso sowas kann dabei rauskommen :roll: Spigel Online

McGuinness schrieb:
Das altbekannte Argument "ich hab ja nix zu verstecken" finde ich im Allgemeinen auch hahnebüchern, aber in dem Fall: Hey, ich hab wirklich nichts zu verstecken. Ich bin weder ne Glatze, bin nicht in der Mafia, hab nicht bin Ladens Handy-Nummer, wollte noch keine Passwörter anderer Leute rausfinden etc. Sollte irgendwann mal der Verdacht gegen mich vorliegen, soetwas zu tun - dann hab ich Pech gehabt, aber von nix kommt nix.
Nichtsdestotrotz ist das eine Umkehrung der Beweiskette. Normalerweise gilt hier die Unschuldsvermutung. Ich hab auch nichts zu verbergen, aber die Leut haben schlicht und ergreifend nichts, aber auch rein gar ncihts in meinen Daten zu suchen. Ich lade auch nciht jeden dahergelaufenen Menschen von der Strasse ein, mal bei mir in die Wohnung zu schauen, auch wenn es da nix zu sehen gibt... :roll:


McGuinness schrieb:
Wollen wir uns vor o.g. Formen der Kriminalität schützen, muss ein Ausgleich gefunden werden, zwischen persönlicher Freiheit und mehr oder weniger kollektiver Sicherheit, soweit man diese denn herstellen kann.
Gegen 90% dieser Verbrechen kann man sich aber nicht besser schützen. Sie pasieren einfach. Woran das liegt? Seit der Bibel dürfte bekannt sein, dass David gegenüber Goliath auf Grund seiner Größe immer einen Vorteil hat. Das beste was man tun kann, ist als gefestigte Demokratie damit zu leben und das bestmöglich zu thematisieren. Angstwahn und Anschlagsphantasien spielen den Terroristen in die Hand und geben ihren Taten im Nachhinein einen zweiten Erfolg. Ausserdem macht unsere Reaktion den Terror erst zum Terror, denn hätte die Bevölkerung keine Angst davor, wäre es vom Worturspung her kein Terror mehr, sondern schlicht Mord.


Und schließlich last but not least funktioniert das ganze auch auf einer Metaebene. Wenn Schäuble diskutiert für z.B. Onlineüberwachung oder Flugzeigabschuss die Verafssung zu ändern und keiner rührt sich, ist das ein verheerendes Signal an die Politik! Ich bin nicht grundsätzlich gegen sinnvolle!!! Verfassungsänderungen (beispielsweise beim Föderalismus), aber dann bitte mit einer ausgedehnten Diskussion und ausgiebiger Beratschlagung. Ad hoc und von oben herab, wie es in letzter Zeit anscheinend oft geplant war ist DEFINITIV nicht der richtige Weg. Ist die Schwelle zur Änderung einmal überschritten, folgen die nächsten viel, viel leichter! Und was dann z.B. eine Folgeregierung mit der aufgeweichten Verfassungstreue macht steht in den Sternen... :?


Und da wir das in der Geschichte schon soooooo oft hatten mit der Überwachung (halt mit altbackenen Methoden), kann ich hier nur mal wieder Ghandi zitieren: "Das Einzige, das die Geschichte den Menschen lehrt, ist, das die Geschichte den Menschen nichts lehrt." Leider :wallb:


Btw, das BVG hat schon vor ca. 20 Jahren entschieden, dass das Ansammeln von Daten ohne Verdacht auf eine Straftat gegen die informationelle Selbstbestimmung verstösst und verfassungswidrig ist! Insofern hab ich eigentlich keine Bedenken, dass dieses absolut unfassbares Gesetzt durch die Judikative gekippt wird (ein Hoch auf die Gewaltenteilung)!
 

McGuinness

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maxibt schrieb:
Nur wie kommst du dazu, die gesammelten Daten als "nichtssagend" zu bezeichnen? Sie sind doch wohl das genaue Gegenteil? Welche Daten sind für dich denn aussagekräftiger?

Für mich persönlich sind Inhalte entscheidend, nicht Verbindungsdaten. Papa Staat kann von mir aus gerne wissen, wie oft ich mit meiner Bank, meinem Psychiater und meinem Lieblings-Italiener telefoniere. Ich habe noch kein Argument gehört, dass dagegen spricht, außer dem bekannten "es geht niemanden etwas an". Und das ist imho kein greifendes Argument, wenn damit zum Wohle aller mehr Sicherheit geschaffen werden kann.



Nitsche schrieb:
Gegen 90% dieser Verbrechen kann man sich aber nicht besser schützen. Sie pasieren einfach. Woran das liegt? Seit der Bibel dürfte bekannt sein, dass David gegenüber Goliath auf Grund seiner Größe immer einen Vorteil hat. Das beste was man tun kann, ist als gefestigte Demokratie damit zu leben und das bestmöglich zu thematisieren. Angstwahn und Anschlagsphantasien spielen den Terroristen in die Hand und geben ihren Taten im Nachhinein einen zweiten Erfolg.

Ich kann es natürlich nicht belegen, aber wie schon oben erwähnt, niemand weiß, was für Taten bisher vereitelt werden konnten, es wird ja nicht an die große Glocke gehängt.
Und von wegen Angstwahn etc. Wenn ich mir die aktuelle Diskussion anschaue, muss ich mich sehr ernsthaft fragen, wer diese Angst schürt. Das ist meiner Meinung nach nicht der Staat, das sind Medien und Möchtegern-Experten. In den USA mag es das geben, ich denke in Deutschland ist es noch nicht soweit.


Nitsche schrieb:
Und schließlich last but not least funktioniert das ganze auch auf einer Metaebene. Wenn Schäuble diskutiert für z.B. Onlineüberwachung oder Flugzeigabschuss die Verafssung zu ändern und keiner rührt sich, ist das ein verheerendes Signal an die Politik! Ich bin nicht grundsätzlich gegen sinnvolle!!! Verfassungsänderungen (beispielsweise beim Föderalismus), aber dann bitte mit einer ausgedehnten Diskussion und ausgiebiger Beratschlagung. Ad hoc und von oben herab, wie es in letzter Zeit anscheinend oft geplant war ist DEFINITIV nicht der richtige Weg. Ist die Schwelle zur Änderung einmal überschritten, folgen die nächsten viel, viel leichter! Und was dann z.B. eine Folgeregierung mit der aufgeweichten Verfassungstreue macht steht in den Sternen...

Es mag nicht der richtige Weg sein (auch wenn ich mir in unserem System keinen anderen vorstellen kann tbh), aber es ist der einzig funktionierende.
In Zeiten von sinkender Wahlbeteiligung und schlichtem Desinteresse bei politischen Themen (beim Durchschnittsdeutschen) wird es solche Diskussionen im großen Rahmen nicht geben.
Letztens eine Umfrage gesehen, dass 70% der Deutschen nicht wissen, was Erst- und Zweistimme bei der Bundestagswahl bedeuten. Klingt schaurig, aber in der selben Umfrage kam heraus, dass es 50% gar nicht erst interessiert. Ist zwar ein komplett anderes Thema, aber wenn selbst bei so elemtaren Teilen demokratischer Mitbestimmung kein Interesse besteht, warum dann bei so komplexen?



Nitsche schrieb:
Btw, das BVG hat schon vor ca. 20 Jahren entschieden, dass das Ansammeln von Daten ohne Verdacht auf eine Straftat gegen die informationelle Selbstbestimmung verstösst und verfassungswidrig ist! Insofern hab ich eigentlich keine Bedenken, dass dieses absolut unfassbares Gesetzt durch die Judikative gekippt wird (ein Hoch auf die Gewaltenteilung)!

Wird ja im Moment wieder verhandelt: Inwieweit das elektronische Abspeichern und Vergleichen von Autokennzeichen verfassungsgemäß ist oder nicht. Man darf gespannt sein, was dabei rauskommt, es dürfte auf jeden Fall einigermaßen richtungsweisend werden.
 

nitsche

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McGuinness schrieb:
Es mag nicht der richtige Weg sein (auch wenn ich mir in unserem System keinen anderen vorstellen kann tbh), aber es ist der einzig funktionierende.
Teleologen waren mir schon immer unsympathisch :P
 

maxibt

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Da das Gesetz ja seit 01.01. erstmal gültig ist, bin ich gerade dabei, sämtliche mit mir in relevanten Vertragsbeziehungen stehenden Unternehmen (Handyprovider, Internetanbieter, Mailprovider etc.) anzuschreiben, um sie aufzufordern, für meinen Vertrag die Vorratsdatenspeicherung während der Übergangsfrist, die bis zum 01.01.09 gilt, zu unterlassen (Übergangsfrist: siehe § 150 Abs. 12b des entsprechenden Gesetzes).

Für den Fall dass jemand Interesse hat bzw. den Brief als Art Musterbrief nutzen will kann er/sie mir gerne ne PN schreiben. Natürlich soll das keine Form von Rechtsberatung darstellen, is eh klar ;)
 
G

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zum bundestrojaner und vielen anderen, lustigen und ernsten aber meist spannenden themen aus der netzwelt empfehle ich mal die videodokumentation der vorträge vom 24. chaos communication congress (27.-30.12.07).

Index of /CCC/24C3/matroska
 

Dickie

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so, ab jetz dürfen in "Bayern" auch offiziell onlinedurchsungungen durchgeführt werden.
die polizei darf sogar in wohnungen eindringen um spezielle durchsuchungsprogramme auf den pc zu spielen :censored:

echt ne frechheit was die politiker sich da erlauben
 

maxibt

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so, ab jetz dürfen in "Bayern" auch offiziell onlinedurchsungungen durchgeführt werden.
die polizei darf sogar in wohnungen eindringen um spezielle durchsuchungsprogramme auf den pc zu spielen :censored:

echt ne frechheit was die politiker sich da erlauben

quelle? :|
 

maxibt

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Besonders krass finde ich das hier:

Anders als vom Bund geplant sollen bayerische Ermittler auch in Wohnungen eindringen dürfen, um dort Spionage-Software zu installieren.
Erinnert schon sehr stark an Stasi-Methoden..."Das Leben der Anderen" lässt grüßen :evil: