Neue Rolle in der Welt für Deutschland

god of thunder

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Mittlerweile hab ich ja lang kein kontroverses Thema mehr eröffnet, deshalb wirds höchste Zeit! ;)

Auf www.heute.de ist ein Interview mit dem ehemaligen kommandierenden General der UN Friedenstruppen in Ruanda:
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/25/0,3672,2384889,00.html

Auszug:
Was aber prädestiniert ausgerechnet Deutschland für eine Führungsrolle bei UN-Friedensmissionen? "Zunächst einmal Eure nicht-imperialistische Außenpolitik", antwortet Dallaire.
"Zweitens hat Deutschland sich im Lauf der Jahrzehnte in vorbildlicher Weise eine moderne Regierungsform zugelegt, drittens hat Deutschland die nötigen Ressourcen und viertens ist das Gefühl für Humanität in Deutschland ein dominantes Thema und - anders als bei einigen der Großmächte - auch frei von den Überbleibseln kolonialer Machtpolitik.

Deutschland soll führen
"Wenn es überhaupt irgendein Land gibt, das kraft seiner Geschichte für so eine Rolle prädestiniert ist und dem andere Länder folgen würden", so Dallaire, "dann ist das Deutschland."

Das passt in etwa zu dem was ich Anfang des Jahres in New York bei der UNO gehört habe (war dort auf einer Konferenz der UNO). Dort ist man immer etwas verwundert über die Deutschlands Rolle und wünscht sich mehr Engagement und ein stärkeres Auftreten Deutschlands in der Welt. Auch in meinem politisch interessierten Bekanntenkreis im Ausland, gerade bei Amerikanern und Südamerikanern höre ich dies immer wieder fast schon vorwurfsvoll.

Darum meine Frage an Interessierte, ist es Zeit den von Schröder bereiteten Weg zu einer starken, selbstbewussten Mittelmacht zu intensivieren? Mit allem was dies beinhaltet: UN Sicherheitsratssitz, militärische Interventionen zur Friedenssicherung weltweit, dauerhaftes neues zwar freundschaftliches jedoch eigenständiges Verhältnis zu den USA?

Ich bin der Meinung, das wir diesen neuen Weg ausbauen sollten und gerade vor den Lehren und dem Hintergrund unserer Geschichte haben wir die Aufgabe und Verpflichtung uns weltweit stärker friedenspolitsch im Rahmen des Völkerrechts engagieren. Es bleibt jedoch fraglich ob Frau Merkel diese neue Außenpolitik fortführen wird oder doch wieder zurück in die alte Rolle verfällt.

Was meint Ihr dazu?
 

HarryHarndrang

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Prinzipiell bin ich definitiv dafür. Vor allem ein ständiger Sitz im Sicherheitsrat wäre schon lange angebracht. Allerdings denke ich, dass Deutschland NICHT die Ressourcen für militärische Interventionen hat. Das würde eine vollkommene Umstrukturierung der Bundeswehr zu einer mobilen Truppe bedeuten. Dies wird derzeit zwar zögerlich versucht allerdings durch die engen Finanzpläne verhindert.
 

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Parkrocker
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deutschland besser dalassen wo es ist, mauer mitten rein und sektoren an die siegermächte zurückgeben, so ungefähr stell ich mir die ideale stellung deutschland s in der weltpolitik vor.
Am deutschen Wesen soll die Welt genesen! das hatten wir schon zu oft und es hat immer unmengen tote gegeben...
 

god of thunder

Parkrocker
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@Benutzername: So n Kommentar war ja klar....Schonmal dran gedacht das die Siegermächte mit ihren Weltgenesungswünschen auch nicht direkt Heilige sind? Zur Erinnerung:

Frankreich: Napoleon, Kolonien, Kambodscha und Vietnam, "dirty" politics in den ehemaligen Kolonien bis heute!
UDSSR: Stalin, Gulag, Afghanistan, Tschetschenien
USA: Genozid an den Native Americans, Mc Carthy, Panama, Iran Contra, Vietnam, Irak 1+2, "dirty" politics weltweit........
GB: Sklaverei, Kolonien und Genozid an dort beheimateten Völkern, Ägypten, Irak

Ich denke kein anderes Land hat sich so intensiv wie Deutschland mit der Aufarbeitung seiner Geschichte und deren schrecklichen Ereignissen befasst wie Deutschland. Gerade aus dieser Geschichte erwächst in Kombination mit unseren Fähigkeiten und Ressourcen die besondere Verantwortung zur Wahrung von Menschenrechten und zur Verhinderung von Genozid weltweit, selbstverständlich im Rahmen des Völkerrechts und der Vereinten Nationen.

Es wäre ja komplett unsinnig wenn wir keine anwendbaren Lehren aus der Geschichte ziehen würden und die restliche Bestandszeit in einem Status Quo unter alliierter Besetzung verbringen würden. Das wäre ja eine ähnlich verheerende Situation wie nach dem ersten Weltkrieg.

@Benutzername: Ich finds natürlich gut und respektiere es auch wenn jemand eine andere Meinung hat, aber vielleicht solltest du bevor du etwas so überspitztes schreibst vielleicht doch vorher mal nachdenken [-X Mal ganz davon abgesehen dass wir ohne eine Wiedervereinigung Deutschlands immer noch den Kalten Krieg, von den Amerikanern auch 3. Weltkrieg genannt, hätten.
 

Balu

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Hab da eine etwas andere Meinung.
Bei der Erfüllung international als notwendig erachteter Massnahmen, durch Ratifizierung der UN, sehe ich eine internationale Truppe als geeignetes Instrument.
Hier in Europa z.B. eine europäische Eingriffstruppe, spezialisiert auf die zu erwartenden Operationen.

Am besten wäre es wenn alle Nationen dieser Welt auf ihre Waffen verzichten würden, mit dem Geld was dann übrig ist kann man fast alle Probleme der dritten Welt und somit auch der Globalisierung lösen. Dafür ist aber die Menschheit leider nicht reif.

Daher ist für mich der vernünftige Kompromiss eine Armee die möglichst auf unnötige Kräfte, Waffen und Redundanzen verzichtet. Ich sehe eine Europäische Armee als ersten Schritt in die richtige Richtung. In der ersten Phase als Zusatz zu den Nationalen Armeen, nach einer Zeit dann als Ersatz.

Deutschland sehe ich hier gemeinsam mit Frankreich als potentiellen Initialfaktor, da gibt es ja schon gemeinsame Einheiten der "schnellen Eingriffstruppe".

Wenn wir in unserer demokratischen Vorstellung des Zusammenlebens der Nationalitäten ein internationales Gremium als erforderlich betrachten für militärische Aktionen, dann hat es auch Sinn die militärische Kraft selber zu internationalisieren. Für die nationalen Aufgaben haben wir ja die Polizei und den Bundesgrenzschutz
 

god of thunder

Parkrocker
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Das ist sicherlich eine wünschenswerte Lösung, wenn auch durch das Scheitern der europäischen Verfassung und durch national geprägte Sicherheitspolitiken, welche gerade Frankreich und GB nicht aufgeben werden, in den nächsten Jahren dies nicht möglich sein wird.

Im Übrigen hat ja gerade Frankreich in den 70er Jahren einer europäische Armee eine Absage erteilt (nachdem man sie vorher promotet hatte). Ein weiteres Hindernis sind die vielen Sprachen in Europa und die unterschiedlichen militärischen Traditionen. Desweiteren ist die Verteidigung des Nationalstaates nach außen gerade eines der drei Prinzipien nach denen ein Nationalstaat definiert wird. Dessen Aufgabe würde praktisch die Vereinigten Staaten von Europa bedeuten, welche ich aber in absehbarer Zeit nicht kommen sehe.

Ein grundsätzlicher Trugschluss ist es jedoch meiner Meinung nach zu denken, dass mit dem Abschaffen von Armeen und der Verwendung der dafür frei werdenden Mittel wir eine gerechte Welt bekommen werden wonach jeder im Wohlstand lebt. Leider liegen Eigenschaften wie Neid, "Mehr haben wollen", Macht etc. in der Natur des Menschen, weshalb es immer wieder rücksichtslose Dikatatoren und auf der anderen Seite Fundamentalisten geben wird, welche Menschen nach ihrem Gutdünken ausbeuten und unterdrücken werden (angefangen von Kain und Abel bis hin zum tausende Jahre währendem Konflikt zwischen Israel und dem Islam; bzw. dem Christentum und dem Islam....).

Es wäre jedoch prinzipiell sehr begrüßenswert wenn man in der Tat die Eingreiftruppen der EU (bisherige Planungen 50.000 Mann) ausbauen würde und die Nationalarmeen reduzieren. Desweiteren wäre ein weltweiter Verzicht an Massenvernichtungswaffen sehr zu begrüßen. Da wird aber leider aufgrund unserer amerikanischen Freunde nichts draus...

Insgesamt also eine sehr verfahrene Situation, sozusagen ein Gefangenendilemma, weshalb meiner Meinung nach zur Überwindung des derzeitigen Status Quo eine stärkere deutsche Verantwortung von Nöten wäre.
 

Balu

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Das der komplette Verzicht auf Waffen nicht realistisch ist habe ich ja geschrieben, "Dafür ist aber die Menschheit leider nicht reif.".... mit nicht reif meine ich genau diese Thematik aufgrund derer auch ein Ideal-Kommunismus nicht möglich ist.

Die Menschheit wird auch in den nächsten 1000 Jahren nicht so weit sein, Mao meinte mal sogar 10000 Jahre.

Die "Vereinigten Staaten von Europa" sind leider in der Tat noch in einiger Ferne, ich zweifele aber nicht daran das es eines Tages dazu kommen wird. Die gemeinsame Verteidigungspolitik wäre ein weiterer Schritt zum einheitlichen auftreten. Mit einem Ausbau der gemeinsamen Eingriffstruppen würde man da Akzente setzen. Das wäre nicht mal was komplett neues, sondern einfach nur ein Ausbau. Hier hat es ja auch wirtschaftlich Sinn Synergien zu suchen.
 

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Parkrocker
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god of thunder schrieb:
Frankreich: Napoleon, Kolonien, Kambodscha und Vietnam, "dirty" politics in den ehemaligen Kolonien bis heute!
UDSSR: Stalin, Gulag, Afghanistan, Tschetschenien
USA: Genozid an den Native Americans, Mc Carthy, Panama, Iran Contra, Vietnam, Irak 1+2, "dirty" politics weltweit........
GB: Sklaverei, Kolonien und Genozid an dort beheimateten Völkern, Ägypten, Irak
das ist das allerschrecklichste, und dazu eine typisch deutsche strategie: tote aufwiegen. wer den grössten haufen hat, hat die goldene fratze am band gewonnen.
wozu soll das dienen? um mal wieder nachzuweisen das die shoa nur eins von vielen geschichtlichen ereignissen war und eigentlich gar nicht so bedeutend?

natürlich ist meine forderung eine die ich weder für praktikabel noch tatsächlich für erstrebenswert halte.
aber ich denke deine reflexhafte aufzählung von bösartigkeiten anderer nationen um die eigene zu relativieren zeigt was ich meine: hier in deutschland steht nichts aber auch gar nichts zum guten. die shoa wurde hinuntergeschluckt und wird mit ein bißchen guido knopp täterromantik ab und zu aufgestoßen und wiedergekäut bis selbstgerechte überdeutsche wie walser das ende der erinnerung ausrufen und dafür auch noch applaus bekommen. was solls, sie (die shoa) war ja eh nur ein geschichtlicher zufall wie so vieles andere.
es ist eckelhaft deutschland zum heilsbringer der welt zu erklären solange in diesem land parteien die in der direkten nachfolge der nsdap stehen 10% bei wahlen bekommen. wie kann man da überhaupt darüber nachdenken geschweige denn behaupten in diesem land sei irgendetwas bewältigt.

i can't relaxe in deutschland... und zur zeit weniger denn je.
 

Vuxi

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Nimms mir nicht böse Benutzername aber wenns dir hier so wenig gefällt dann wander halt aus. Is mir von einem mehr oder weniger Vorgesetzen Beamten von mir auch schon empfohlen worden.
 

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Parkrocker
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genau diese art von antwort hat jetzt noch gefehlt... das ist die art wie kritik immer abgewiegelt wird, wenn einem gar nichts mehr einfällt...

davon mal ganz abgesehen:
a) ändert sich an der aktuellen deutschen hybris gar nichts wenn ich dieses land verlasse, da es aber, und da komme ich zu
b) darum geht diese zu denunzieren und zu kritisieren, und das nunmal einfacher ist aus der mitte heraus, bleibe ich hier.

tut mir leid wenn ich deinem rat keine folge leiste.
dieses board kann ich aber gern verlassen, wenn ihr lieber keine komischen untertöne unter euer hohes lied auf deutschland haben wollt... ist das so?
 

Leni

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so ein quatsch. Frei Meinungsäusserung ist hier durchaus erwünscht.
 

HarryHarndrang

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Benutzername schrieb:
es ist eckelhaft deutschland zum heilsbringer der welt zu erklären solange in diesem land parteien die in der direkten nachfolge der nsdap stehen 10% bei wahlen bekommen. wie kann man da überhaupt darüber nachdenken geschweige denn behaupten in diesem land sei irgendetwas bewältigt.

Welche Wahlen waren denn das?

PS: Um eine beleidigte Antwort von dir vorzubeugen(ich denke nämlich du nimmst das hier alles ein wenig zu persönlich). Es interessiert mich nicht weil ich dir nicht glaube ganz im Gegenteil!!! Ich kann mir das gut vorstellen, dass das passiert ist. Ich arbeite in einer politischen Jugendorganisation und würde das gerne genauer wissen um es bei einer Diskussion anzubringen.

PPS: arbeitest du zufälligerweise auch in einer? Du scheinst politisch sehr interessiert zu sein. Vor allem da du sagtest du willst "aus der Mitte raus was verändern".
 

Vuxi

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@Harry

ich glaub er meint die Landtagswahlen in Sachsen letztes Jahr.

@Benutzername

Sorry wenn du das so verstanden hast das du hier nichts mehr posten sollst so war das definitiv nicht gemeint.
 

god of thunder

Parkrocker
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Du bist aber leicht eingeschnappt.....Du scheinst ja aus irgendwelchen (persönlichen) Gründen kein gutes Bild von Deutschland zu haben. Ich respektiere das, aber ich finde du solltest trotzdem manchmal etwas diplomatischer sein und nicht alles was geschrieben wird sofort als persönlichen Affront sehen, sondern zumindest einmal versuchen nachzuvollziehen das eine neue deutsche (Wohlstands)Generation unter besonderer Berücksichtigung der historischen Verantwortung versuchen möchte Menschen weltweit zu helfen.

Persönlich kann ich da beileibe nichts schlechtes dran erkennen.

So und jetzt zu den Argumenten:
-Es geht nicht darum die Bluttaten der Geschichte gegeneinander aufzuzählen, es gint mir darum zu zeigen wie unsinnig und unmoralisch dein Vorschlag ist Deutschland wieder unter die Siegermächte aufzuteilen.

- Auch wenn du anscheinend ein schwaches Deutschland magst, gerade dir sollte doch klar sein das gerade ein schwaches Deutschland immer ein gefährliches Deutschland gewesen ist. Das fängt bei Reformationskriegen + dem 40 jährigen Krieg an bis zur Weimarer Republik. Von Historikern ist allgemein anerkannt das erst die Zuschiebung der Alleinschuld und Schande am ersten Ersten Weltkrieg eine derart schwache Republik hervorbringen konnte und schließlich jemanden wie Hitler an die Macht holen konnte.

- Was mit den Sachsen los ist weiß ich nicht....persönlich mag ich Dresden sehr gerne und die hohen Prozente der rechtsextremen Partei dort sind für mich unerklärlich...hängt vielleicht mit der (fast) kompletten Zerstörung Dresdens im Krieg zusammen.

- Zu deinem Vorwurf der Holocaust würde in Deutschland heruntergeschluckt und verdeckt: Ich weiß ja nicht in welchem braun gesinnten Dorf du wohnst, aber mit Verlaub während meiner Schulzeit haben wir uns grob geschätzt 3 Jahre mit der Zeit von 1914 bis 1945 beschäftigt, alle Greueltaten inklusive. Es gibt auf der Welt kein anderes Land was sich so intensiv mit seiner Geschichte beschäftigt...kaum ein Abend an dem wir nicht im TV mit unserer schrecklichen Vergangenheit konfrontiert werden (außer die Heldenverehrung und zelebrierte Zerstörung Deutschlands im englischen TV vielleicht...)

- Wie kann man in diesem Land irgendetwas bewältigen? Deutschland hatte noch niemals so eine lange Friedenszeit wie nach dem zweiten Weltkrieg. Fast alle anderen Länder in Europa waren in dieser Zeit in Kriege / Bürgerkriege (von Vietnam über Caucesco und Franco, Falklandkrieg, Irak etc.) verwickelt. Wie kann man den angesichts dessen behaupten es hätte sich in dieser Zeit nichts geändert/ verbessert? Wenn 60 Jahre Frieden und Demokratie kein Erfolg sind, dann weiß ich auch nicht. Das hat nichts aber gar nichts mit aufwiegen zu tun, sondern einfach mit der politischen Realität.

- Deutschland hat seine historische Chance genutzt und sich durch eine Diplomatie der leisen Töne, fern jeglichen Säbelrasselns und massiven Auftretens weltweit, vor allem im Osten (Russland, arabische Welt, China) einen neuen angesehenen Platz in der Welt geschaffen. Nun geht es darum, auch angesichts des amerikanischen "Amoklaufs" weitere Verantwortung zu übernehmen. Es wäre ja geradezu vermessen wenn wir mit den uns zur Verfügung gestellten Ressourcen und Know-How nichts positives zur Erreichung der Millennium Development Goals, zur Förderung von Stabilität und Frieden weltweit anfangen würden. Gerade aufgrund unserer grausamen Geschichte MÜSSEN wir einen besonderen Beitrag dazu leisten.

- Die Kinder und Kindeskinder können nicht für die Verbrechen ihrer Vorväter bestraft werden. Mein Großvater, bekennender Sozialdemokrat hat im Krieg ein Bein verloren und einen Großteil seines Gehörs. Mein anderer Großvater, der Vater meines Vaters und von 5 Kindern ist im Krieg gefallen. Meine Großmutter weint bis heute um ihn. Ein Onkel von mir ist in Stalingrad mit schwersten Verbrennungen aus einem Panzer gezogen worden. Bis zu seinem Tod hat er nie wieder gelacht. Die ganze Familie meiner Großtante wurde bei einem alliiertem Bomberangriff verbrannt
Es wurde ein schrecklicher Blutzoll auf allen Seiten bezahlt. Krieg tötet alle, egal ob Täter, Opfer, Soldaten, Mütter oder Kinder. Das Verbrechen des organisierten Massenmordes wird für immer ein Teil der deutschen Geschichte bleiben, genauso wie die Tatsache das wohl alle deutschen Familien Kriegsopfer zu beklagen hatten.

Chronische Selbstgeißelung und Selbstverachtung funktioniert jedoch nicht auf die Dauer...genauso wie ein Lebenslänglicher Gefangener nach etwa 12 Jahren sein Schuldbewusstsein verliert, können die Kinder und Kindeskinder der Täter und Opfer von damals für die Taten von damals verantwortlich gemacht werden. Lehren müssen und wurden zum Glück gezogen. Es wird jedoch immer eine Minderheit dummer Menschen geben, die beflügelt durch sozialen Abstieg keine Lehren gezogen haben. Man kann versuchen diese zu bekehren, jedoch ist eine Konzentration auf positive, gute Seiten und Aspekte unserer Gesellschaft genauso wichtig.

Ich hoffe du weißt meine extra für dich geschriebenen seitenlangen Ausführungen zu würdigen, auch wenn du sicherlich deine Einstellung beibehalten wirst...
 

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ok. ich gelobe dies: ich will nicht mehr zickig sein. wenn sich jemand von meinen äusserungen schlipsgetreten fühlt, so mag er mir das verzeihen.

zum thema: die shoah ist mit nichts und auch gar nichts in der menschheitsgeschichte zu vergleichen. das hat nichts mit selbstgeiselung und ähnlichem zu tun. mir widerstrebt es argumente dafür zu finden warum die industrielle tötung von millionen von menschen ausserhalb all dessen steht was man bis dato für menschenmöglich gehalten hat. keine atombombe, kein gullag und keine massenerschießungen können relativieren was das deutsche volk in diesen jahren betrieben hat. hätten die alliierten seiner zeit dem nicht mit gewalt ein ende gesetzt, es wäre immer so weiter gegangen. ein wille des deutschen volkes den dingen selbst ein ende zu setzen war nicht vorhanden. im gegenteil, sie haben dem totalen krieg zugejubelt.
die tatsache dass die menschen in dem land in dem ich lebe der industriellen tötung von 9 millionen menschen nicht nur tatenlos zugeschaut haben, sondern sie auch nach kräften unterstützt hat eckelt mich zutiefst an und ist der grund für mein tiefes misstrauen gegenüber deutschland.
dazu kommen die aktuellen tendenzen zur wiedererstarkung des deutschen nationalgefühls. es ist wieder hipp deutsch zu sein, schwarzrotgold zu tragen und sich für echte deutsche musik statt "kulturimperialistischen amimüll" zu entscheiden. was, in meinen augen, schlimm genug ist paart sich nicht selten mit dem ruf sich der deutschen vergangenheit endlich zu entledigen. es ist offensichtlich einfach zu lästig sich damit auseinander zu setzen dass dein mein und unser opa nazi war. aber sie waren es nunmal, oma und grosstante auch. nichts lässt sich daran ändern aber niemand will das so sagen. in der öffentlichen diskussion (damit auch in art wie das dritte reich und die shoa in der schule behandelt werden) ist immer nur von hitler, himmler, göring und konsorten die rede. das deutsche volk und dessen notwendige mittäterschaft an dem massenmord kommt nicht zur sprache. tut es doch einer, wie zuletzt goldhagen vor ein paar jahren, ist das geschreie laut man könne keine kollektivschuld konstruieren. opa war doch nur verführter, im schlimmsten fall vielleicht mitläufer. das meine ich wenn ich sage dass es keine aufarbeitung des dritten reichs gibt.
dass sind meine ganz persönlichen, wohl mehr affektiven, gründe für mein misstrauen gegenüber deutschland. historische argumente wie späte reichsgründung, fehlen einer bürgerlichen revolution, "nationalerziehung" etc. würden den rahmen sprengen.

noch etwas anderes:
Nun geht es darum, auch angesichts des amerikanischen "Amoklaufs" weitere Verantwortung zu übernehmen.
ich unterstelle mal dass mit dem amerikanischen amoklauf der irakkrieg gemeint ist. was du als amoklauf bezeichnest, bezeichne ich als die befreiung des irakischen volkes von einem grausamen, dem nationalsozialismus nicht unähnlichem regime und die etablierung von demokratie. wenn du also die aufgabe deutschlands darin siehst derlei vorhaben zu verhindern, dann wünsche ich mir noch einen zacken mehr dass deutschland für washington so unwichtig bleibt wie es die letzten 60 jahre war.
 

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Der amerikanische "Amoklauf" war nicht speziell auf den Irakkrieg gemünzt, beinhaltet diesen jedoch durchaus. Es geht um unilaterales Vorgehen im allgemeinen in dem ein Land nur halbherzig den Versuch unternimmt seine Machtinteressen zu kaschieren.

Du wirst ja wohl nich allen Ernstes behaupten, dass der Irakkrieg wegen des Mitgefühls der amerikanischen Regierung für das amerikanische Volk begangen wurde. Das die "Befreiung" von Saddam zwar ein Ergebnis ist ändert nichts an der Tatsache, dass der Krieg im Hinblick auf die Statuten der Vereinten Nationen völkerrechtswidrig war und auch ansonsten der Theorie des "gerechten Krieges" widerspricht.

Persönlich habe ich nichts gegen einen Sturz eines sicherlich menschenverachtenden Regimes, allerdings darf dann nicht scheinheilig mit zweierlei Maß gemessen werden. Und das der Sturz des Regimes im Irak als Segen bezeichnet werden kann bleibt angesichts der desaströsen Lage erst einmal abzuwarten. Bisher ist der Irak auf dem besten Weg von der Diktatur über einen Bürgerkrieg zu einem sog. failing state.

Ich sehe, dass nichts und niemand dich von deiner Theorie der Kollektivschuld und der daraus folgenden Pflicht zur ewigen Selbsgeißelung abbringen kann, deshalb lasse ich das lieber. Allerdings verbitte ich mir meinen Großvater als Nazi zu bezeichnen.

Film bzw. Buchtip: "Vaterland"
 

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Parkrocker
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das ist wirklich nicht der gute ton. ich nehme das mit deinem opa zurück.
was nichts daran ändert dass es ohne die bereitwillige mithilfe des deutschen volks nicht soweit gekommen wäre. davon lasse ich mich genauso wenig abbringen wie du dich offensichtlich nicht von der these abbringen lässt das die shoah ein historischer zufall ohne bezug zur spezifisch deutschen vorgeschichte ist. eine konsequenz aus deiner abwehr gegenüber der "kollektivschuld"-these. seis drum.

"vaterland" habe ich gelesen und den erhellenden moment nicht entdecken können.
einen buchtipp kann ich allerdings zurückgeben: daniel jonah goldhagen - "hitlers willige vollstrecker"

zum irakkrieg: die lage ist durchaus desaströs im irak, da bleibt mir nichts als dir zuzustimmen. was soll ich auch anderes tun. dazu sollte man allerdings anmerken dass nicht das irakische volk in seiner mehrheit sich gegen die befreiung und gegen die demokratisierung wehrt. sie haben gewählt, mit einer wahlbeteiligung bei der der ein oder andere landeswahlleiter in deutschland vor neid erblassen würde. und das ungeachtet der massiven bombendrohungen aus radikal islamistischen kreisen. die sind übrigens zum grössten teil eben kein irakisches produkt sondern sind über die grenze eingwanderte radikale aus den umliegenden staaten.
einen gerechten krieg wie du ihn wohl vorsiehst gibt es im ürbigen nicht. krieg ist immer grausam und eckelhaft. ob er nun völkerrechtswidrig ist oder nicht. insofern ändert sich in meinen augen an der moralischen legitimation eines krieges nichts, ob er nun dem völkerrecht entspricht oder nicht. entscheident ist was mit der führung des krieges erreicht wird. und wenn ein krieg geführt wird um die lebensumstände in denen menschen leben dauerhaft zu verbessern, dann kann ich nur schwer gründe finden die gegen ihn sprechen.
ich denke auch hier werden wir keinen gemeinsamen nenner finden. seis drum.