Neues aus dem Todestrakt

maxibt

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Ich habe da eine Seite im Internet gefunden, die mich ziemlich beeindruckt hat - und schockiert zugleich. Es handelt sich um http://www.deadmantalking.com/ . Da geht es um einen Mann, der seit vielen Jahren im Todestrakt von San Quentin sitzt und auf die Vollstreckung der Todesstrafe wartet. In unregelmäßigen Abständen schickt er Briefe mit einer Art Kolumnen an einen Freund, die dieser dann auf der Internetseite veröffentlicht.

Lest es euch mal durch, ich persönlich finde das zum einen ungeheuer spannend und zum anderen tut mir dieser Mann furchtbar leid. Nicht nur dass ich allgemein ein strikter Gegner der Todesstrafe bin, aber was dieser Mensch schreibt ist einfach sowas von richtig...

Er selbst sagt übrigens dass er unschuldig ist - und ich glaube ihm das auch.




Gute Nacht... ;)
Max
 

Brichen

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Doch ich. Habe nur nich geantwortet, weil mein Rechner irgendwann abgestürzt ist als ich es gelesen habe. Bin also noch nicht sehr weit gekommen.

Kann man was über die Echtheit sagen? Immerhin schreibt er, dass es nicht geduldet wird, wenn solche Infos nach draussen gelangen, aber die Kolumnen werden doch sicher vom Gefängnispersonal nochmal gelesen. Werde mich die die nächsten Tage auf jeden Fall mal durchlesen.
 

maxibt

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Ich halte das Ganze für sehr authentisch. Die Webseite scheint auch schon jahrelang online zu sein (der arme Mensch ist wohl seit rund 15 Jahren in dieser Zelle und schreibt diese Kolumnen seit ca. 10 Jahren)... Und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Briefe nicht nach draußen gelangen. Klar wird alles was rein- oder rausgeht gelesen, er schreibt auch dass es 4 Wochen dauern kann bis er einen Brief bekommt, aber solange er nicht konkrete Anfeindungen gegen bestimmte Personen o.ä. schreibt, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Gefängnis es sich leisten kann, solche Briefe einfach verschwinden zu lassen. Ok, dass sie es machen kann ich mir denken, aber sicher nicht offiziell und nicht im größeren Rahmen. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, dass teilweise Pausen von einem knappen Jahr zwischen den einzelnen Beiträgen sind...
Für mich sieht es auf jeden Fall nicht nach nem Fake aus.
 

Leni

clever & smarter mexican Zauberlehrling
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Ich zitier hier den Wikipedia Artikel. Wenn diese Beweise alle stimmen, dann ist er ziemlich sicher schuldig. Aber auch dann find ich es eine interessante Idee.

Was ich halt tragisch finde, dass es so lange geht bis zur Vollstreckung... da muss man ja irre werden. Weshalb warten die über 10 Jahre? In der Zeit verursacht er dem Steuerzahler nur hohe Kosten und dem Todeskandidaten ist in den meisten Fällen auch nicht gedient, weil oft ist das Leben im Todestrakt ja eben nicht lebenswert (in diesem speziellen Fall gibt er seinem Leben durch die Kollumne immerhin so etwas wie einen Sinn.)

Ich bin übrigens strikter Gegner der Todesstrafe.

Dean Philip Carter (b. August 30, 1955) is an inmate at San Quentin, California's Death row. He has been convicted (in two separate trials) of the murder of four women: Susan Knoll, Jillette Mills, Bonnie Guthrie, and Janette Cullins.

Carter was born the illegitimate son of a half-Eskimo woman in Nome, Alaska. He was adopted by a former police and fire chief in Nome, Alaska. When he was 12, Carter was declared a delinquent child and committed to a youth camp, from which he attempted to run away at least three times. He later was placed in a foster home. Carter's crimes continued and "by the time he was 14 or 15, he was a fairly confirmed burglar." He later served adult prison terms in Oregon for auto theft and in Alaska for burglary.

He worked for KTUU-TV in Anchorage, Alaska, and later as a free-lance cameraman in Seattle in the early 1980s.

In one of his letters, Dean Carter claims he's innocent. The California Supreme Court record of his appeal, however, shows that his semen was present inside the bodies of three of the murder victims. Also, his latent, bloody palm print was found in one of the victims' homes, and there is an ATM video of him emptying out another victim's bank account. Also, a car that he stole from his first murder victim was found a block from another murder victim's home and then the car of that murder victim was stolen. He was arrested a few days later in Arizona driving the stolen car, along with personal items from the homes of each of the victims. He was also convicted for raping two women prior to the murder convictions.

Dean Carter spends his days on Death Row trying to inform the world about the American Justice System and life on Death Row. He reaches a lot of people (including many students) through letter writing and columns on his Deadman Talkin'website. The Website is hosted by one of Dean Carter's friends.
 

maxibt

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Wow, daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht, dass es über den einen Wikipedia-Artikel geben könnte! Hm, kritisch. Die Verdachtslage ist da ja wirklich ziemlich belastend. Trotzdem werd ich den Eindruck nicht los, dass dieser Mann unschuldig ist. Das kann man natürlich schwer beurteilen, ich kenne ihn ja nicht, sondern habe nur ein paar Briefe von ihm gelesen. Also entweder ist er unschuldig, oder er ist in Psychologie ziemlich fit und versteht es, Leute mit Geschriebenem auf seine Seite zu ziehen und zu überzeugen.

Wie aber Leni schon sagte, unabhängig von seiner Schuld ist es sehr interessant zu lesen!
 

icedearth

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Leni schrieb:
Weshalb warten die über 10 Jahre?

Weil Appeals brauchen so lang. Bis der hoehste gericht sagt lehnt das Appeal ab darf man witer Appeals machen. Wahrend eine Appeal darf er nicht hingerichted sein und er darf so viele Appals machen wie er will bis der hoehste gericht es ablehnt.
 

McGuinness

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icedearth schrieb:
Leni schrieb:
Weshalb warten die über 10 Jahre?

Weil Appeals brauchen so lang. Bis der hoehste gericht sagt lehnt das Appeal ab darf man witer Appeals machen. Wahrend eine Appeal darf er nicht hingerichted sein und er darf so viele Appals machen wie er will bis der hoehste gericht es ablehnt.

Schon makaber. Wenn ich schon soetwas völkerrechtswidriges (nicht, dass sich die amerikanische Administration da groß drum scheren würde, aber dennoch) wie die Todesstrafe aufrecht erhalten muss, dann sollte man doch meinen, dass man das menschenfreundlicher auf die Reihe kriegt, und dass man es gleich so regelt, dass die Todesstrafe von solchen Instanzen verhängt wird, die man nicht mehr, oder nur sehr schwer anfechten kann.
Das ist ja nicht nur im Sinne des zu Ermordenden, sondern auch im Sinne des Mörders.
 

gfc

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Bei der hohen Fehlerquote der Todesstrafen wäre es IMHO moralisch verwerflich, "schnell" diese zu vollstrecken.
 

McGuinness

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Natürlich. Die Fehlerquote ist ja eh einer der Hauptgründe dieses staatliche Verbrechen endlich abzuschaffen.
Nur, wenn es schon sein muss, dann lasst die Menschen nicht im Todestrakt vor sich hin vegitieren.
 

gfc

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schanin schrieb:
gabs eigentlich schon mal berufungen, die erfolg hatten und die leute freikamen?
wenn, dann doch aufgrund neuer entlastender beweise...?

Zu dutzenden. DNS sei dank. :?

Gibt irgendwo eine studie dazu, muss sie mal suchen
 

schanin

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ja, aber berufungen kann man doch nur wegen verfahrensfehler etc. machen, oder nicht? oder ist das einfach ein "zeit rausschlagen", um neue entlastungen zu suchen?
das mit den dns-tests weiss ich auch, gab kürzlich gerade wieder ein fall, wo einer nach 15 (?) jahren frei kam... kriegen diese leute eigentlich eine entschädigung??? (ich meine, es gibt ja auch eine, wenn ich mein haustier in der mikrowelle trocknen möchte...)
 

gfc

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Kann man denn für 15 Jahre überhaupt entschädigt werden?

Natürlich gibt's nen Tagesansatz zurück, aber in dieser Zeit hat man
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- Wächst in eine komplett neue Zeit rein (Internet gabs kaum vor 15 Jahren...)
 

schanin

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klar, aber es würd mich nicht wundern, wenn es nicht mal eine entschädigung gäbe. dass man 15 jahre nie wieder gutmachen kann, ist sowieso klar...
 

icedearth

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McGuinness schrieb:
icedearth schrieb:
Leni schrieb:
Weshalb warten die über 10 Jahre?

Weil Appeals brauchen so lang. Bis der hoehste gericht sagt lehnt das Appeal ab darf man witer Appeals machen. Wahrend eine Appeal darf er nicht hingerichted sein und er darf so viele Appals machen wie er will bis der hoehste gericht es ablehnt.

Schon makaber. Wenn ich schon soetwas völkerrechtswidriges (nicht, dass sich die amerikanische Administration da groß drum scheren würde, aber dennoch) wie die Todesstrafe aufrecht erhalten muss, dann sollte man doch meinen, dass man das menschenfreundlicher auf die Reihe kriegt, und dass man es gleich so regelt, dass die Todesstrafe von solchen Instanzen verhängt wird, die man nicht mehr, oder nur sehr schwer anfechten kann.
Das ist ja nicht nur im Sinne des zu Ermordenden, sondern auch im Sinne des Mörders.

Wenn der person der die Todestrafe bekommen hat wuerde nicht Appeals machen wuerde er sehr schnell hingerichtet werden.

Ich sehe es aber auch so an. Ich bin fur die Totestrafe und finde wenn jemanden eine mord macht verdienen sie es. Man soll aber 100% sicher sein das der tater es gemacht hat.
 

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icedearth schrieb:
Ich sehe es aber auch so an. Ich bin fur die Totestrafe und finde wenn jemanden eine mord macht verdienen sie es. Man soll aber 100% sicher sein das der tater es gemacht hat.

1. Kann man sich fast nie 100% sicher sein!
2. Wäre es eine viel größere Strafe denjenigen lebenslänglich weg zusperren, denn davon "hat er viel mehr", als von der Tötung durch den Staat, die die Sache relativ schnell beendet!
3. Wird man durch den Vollzug der Strafe selber zum Mörder!
4. Widerspricht es fundamental der christlichen Vergebungslehre!
 

McGuinness

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Zudem ist es nicht gerade einleuchtend, woher der Staat die (moralische) Legitimation nimmt, Menschen zu ermorden, um zu zeigen, dass es verboten ist, Menschen zu ermorden.

Aber die Todesstrafe ist ein endloses Thema. Ich habe außer ein paar populistischer "Argumente", die im Endeffekt auf das alte "Auge um Auge, Zahn um Zahn." hinauslaufen, noch kaum wirklich stichhaltige Argumente gehört.
 

maxibt

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McGuinness schrieb:
Zudem ist es nicht gerade einleuchtend, woher der Staat die (moralische) Legitimation nimmt, Menschen zu ermorden, um zu zeigen, dass es verboten ist, Menschen zu ermorden.
Genau das ist es! Wie krank ist denn diese Vorstellung: Da kommt der Staat und sagt "Ermordet keine Menschen! Tut ihr es doch, werdet ihr ermordet!"?! Jeder logisch denkende Mensch muss da doch eine Perversion sondersgleichen erkennen...

Für mich kann ein Mensch noch so schlimme Taten begangen haben... Soll er meinetwegen 1.000 Menschen auf irgendeine Weise getötet oder verletzt haben. Natürlich ist so etwas ein unfassbares, grausames und schreckliches Verbrechen. Aber es gibt NICHTS, NICHTS auf der Welt, was es rechtfertigt, einen anderen Menschen zu töten. Wenn das Ganze dann noch im staatlichen Auftrag geschieht, ist es umso schlimmer.... Wie Nitsche schon sagte, für den Täter ist die Bestrafung viel "schlimmer", wenn er lebenslang bekommt und nie wieder in die Freiheit darf... Wobei es natürlich nichts schlimmeres gibt als den Tod, vor allem bei den grausamen Methoden, die die USA verwenden (und dass die Giftspritze "human" sei, kann mir keiner erzählen... abgesehen davon gibt es ja auch noch einige andere Tötungsmethoden dort, bei denen mir schlecht wird, wenn ich nur davon höre...). Aber um einen Verbrecher wirksam zu bestrafen, kann und darf es nicht sein, dass der Staat selbst, dessen Aufgabe es eigentlich sein sollte, das JEDEM Menschen von Geburt an gegebene Recht auf Leben (das ihm NIEMAND nehmen können sollte!) zu schützen, eben dieses Recht mit Füßen tritt und so krank ist zu glauben, er hätte auch nur den Ansatz einer Berechtigung, jemand anders um der "Gerechtigkeit" willen zu töten.

Von den unzähligen Menschen, die unschuldig im Todestrakt landen oder gar unschuldig getötet werden, will ich gar nicht reden. Allein bei dem Gedanken daran wird mir kotzübel...



Was andererseits schon wieder ein Zwiespalt ist: Wie verhält es sich mit Leuten wie Hitler? Im Grunde, so krank es klingt, war auch Hitler ein Mensch, der das Recht auf Leben hatte... Bei ihm bin ich aber irgendwie bereit eine Ausnahme zu machen. Hätte Stauffenbergs Attentat doch geklappt! Wer weiß, wieviele Menschen dadurch überlebt hätten...
Andererseits darf man das meiner Meinung nach eigentlich nicht so sehen. Eigentlich darf es nicht sein, dass man "Ausnahmen" bei Menschen macht... und seien sie noch so böse. Aber andererseits...ach irgendwie ist das ethisch mehr als komplex. Was meint ihr?