Album Reviews

Hooch

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Bei Biffy ist es halt so, dass die letzen Alben immer absolute Bretter waren und hier sichtliche Schwächen dabei sind, was den Eindruck trübt. Im Vergleich zu jeder anderen Band da draußen ist das weiterhin ein gutes Album.
 

Ksaver

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Jo, für Biffy Verhältnisse unterdurchschnittlich, trotzdem gut. Kann man sehr gut durchhören finde ich. Und ich mag Small Wishes immer noch. :p
Erinnert mich teilweise an die Avett Brothers.
 

Jimmy Pop

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Gerade auch das erste mal komplett durchgehört. Weiß nicht was die meisten gegen Small Wishes haben. Sticht als einziges für mich ein wenig heraus, und das ganz und gar nicht negativ.
Insgesamt muss ich sagen bin ich total satt was Biffy Clyro angeht. Kann die Stimme aktuell leider nicht mehr hören :keine Ahnung:
 

Jimmy Pop

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Mount Eerie - A Crow Looked at Me

Das traurigste, persönlichste und zermürbendste was ich je auf Albumlänge gehört habe. An einigen Stellen vielleicht sogar zu persönlich, als sollte ich nicht hinhören, als wäre ich zu tief im Kopf des trauernden.
Ein Album, das weiß, dass es nicht existieren sollte. Phil Elverum detailliert die Monate danach. Die Monate nachdem seine Frau im alter von 34 Jahren an Krebs starb. Er und die gemeinsame 18 Monate alte Tochter bleiben zurück.
“Death is real/someone’s there and then they’re not/and it’s not for singing about/it’s not for making into art.”

Das Album spendet weder Trost, noch gibt es Hoffnung, dass es irgendwann besser werden würde. Death is real und mir ist ganz unwohl dabei, wenn ich den Drang habe dieses Album wieder hören zu wollen.
Musikalisch sind die 41 Minuten so reduziert wie möglich gehalten, was zu diesem Zeitpunkt allerdings völlig egal ist.

Reinhören. Ist Kunstgeschichte.

8,5/10
 
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Gunga

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Henning Wehland - Der letzte an der Bar

Nachdem ich ja nur den Titelsong bisher kannte und er ja auch im Park ist, wollte meine Freundin mehr hören und hat die CD bestellt.
Nun ich muss sagen, das Album ist echt gut. Man kann es nicht so recht in eine Schublade stecken.
Es ist Liedermaching, ein bisschen Rock, ein bisschen Sprechgesang und viele feine instrumentale Elemente, die das ganze ausmachen.
Und vor allem sehr intelligente Texte.
"Der Affe und ich" ist ein schönes Sauflied, was ich mir gut auf einen Festivalsampler vorstellen kann.
Ansonsten hat es sozialkritische und persönliche Texte, die zum Nachdenken anregen.
Musikalisch ist es wie gesagt sehr vielfältig angelegt. Gut gemischt und auch diverse Scratch-Parts sind nicht fehlplatziert.

Insgesamt gebe ich 8/10 Punkten und freue mich umso mehr ihn in ein paar Wochen live zu sehen.
 

Alphawolf

Schnauzer-Andi
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Mos Eisley
Wollte mir hier mal wieder nen Arschtritt geben, damit da über das Jahr mehr passiert und ich nicht dann am Ende des Jahres da steh und eigentlich viel zu unmotiviert dazu bin, nochmal ausgiebig über Alben zu sprechen. Daher hab ich vor, hier Ende jeden Monats künftig mal ein paar Zeilen über die Releases, die ich so gehört hab, zu schreiben. Mal schauen, ob ich das im Februar auch noch durchhalte :lol: Denke, ich werde das ganze immer in Highlights, Mittelfeld & Schwachpunkte unterteilen, um zumindest halbwegs Ordnung drin zu haben, aber groß ranken will ich ansonsten eigentlich nicht.

Vornweg, die werden für den Großteil des Forums diesen Monat nicht wirklich interessant sein, dazu war der Januar dann doch zu Metal-lastig bei mir. Gerade in Sachen Black Metal haben schon ein paar Kandidaten ihren Hut für das potentielle Genre-Album des Jahres in den Ring geworfen. Watain bewegen sich mit Trident Wolf Eclipse auf gewohnt hohem Niveau, und das im Vergleich zum Vorgänger deutlich knackigere Songwriting weckt schöne Erinnerungen an das eigene Referenzwerk Casus Luciferi. Dennoch erhalten auch Einflüsse anderer okkulter Spielarten der harten Musik den nötigen Raum, und lassen das Album atmen. Gibt wenig Bands, die den klassischen BM alter Schule so traditionsbewusst darbieten können und trotzdem zu keinem Zeitpunkt altbacken oder rückwärtsgewandt klingen.

Ebenfalls aus Schweden kommen auch Panphage. Oder kamen, die haben sich nämlich scheinbar aufgelöst, noch bevor das neue Album Jord erschienen ist :lol: Waren mir bisher auch kein Begriff, aber wenn die Vorgänger ähnlich stark geraten sind, wie der Schlusspunkt, dann verliert das Genre da einiges an Klassikerpotential. Kalter Black Metal, angereichert mit Pagan-Elementen, die zu keinem Zeitpunkt aber zu romantisch oder gar albern klingen, sondern genau die richtige Würze liefern und den heidnischen Background der Band so seriös wie möglich und notwendig unterstreichen.

Verheerer sind eine der großen Hoffnungen des deutschen BM-Untergrunds, und das vollkommen zurecht. Sofern es in dieser Szene überhaupt möglich war, gabs mit deren erster EP schon einen regelrechten Hype, und der hat dem Debütalbum Maltrér glücklicherweise nicht geschadet. Die Mischung aus modernem Black Metal und rock'n'rolligen bis klassisch metalligen Elementen wurde weiter verfeinert und Samples verleihen der Atmosphäre den letzten Schliff. Darf gerne so weiter gehen!

Vom Metal weitestgehend weg sind mittlerweile Tribulation, die schon mit ihrem letzten Album einen erstaunlich gut funktionierenden Weg fort vom Death Metal in Richtung Gothic Rock eingeschlagen haben, der auf Down Below konsequent fortgesetzt wird. Kann nach den ersten Durchläufen zwar für mich noch nicht ganz mit dem extrem guten Vorgänger mithalten, dürfte aber langfristig noch deutlich mehr wachsen und entfaltet schon nach wenigen Durchläufen einiges an Hitpotential.

Das unmetallischste Album unter den Highlights ist für mich auch gleichzeitig das überraschendste. Während ich nach dem ersten Durchgang noch feststgestellt hab, dass das alles handwerklich ganz einwandfrei gemacht ist, aber einfach nicht mein Stil ist, hat sich Die Unendlichkeit von Tocotronic in absurd kurzer Zeit mal dermaßen gesteigert, dass ich selbst noch ganz irritiert bin, seit wann ich mir Dirk von Lowtzow so gut anhören kann. Ich kann nur den Hut davor ziehen, wie unpeinlich diese zutiefst ehrliche, und damit fast schon verletzliche Biographie zu einem runden, spannenden Album gemacht worden ist. Das Album fühlt sich an, als würde jeder der 12 Titel eine Tür öffnen, und auch wenn ich es noch nicht geschafft habe, jeden der dahinter liegenden Räume gleichermaßen zu bewundern und zu analysieren, kann ich jetzt schon ziemlich sicher sagen, dass mir das Album auch auf lange Sicht noch einiges an Spaß machen wird. Verrückte Zeiten.

So, hier kann ich mich wirklich kurz halten, denn für einige dieser Alben gilt eigentlich die selbe Quintessenz, nämlich handwerklich einwandfrei gemacht, aber insgesamt dann doch nicht im richtigen Genre daheim, um mich langfristig zu begeistern. Konkret gehts bei dem Typus in Januar um die Donots, die mit Lauter als Bomben ein zeitgemäßes, lyrisch erneut erfreulich starkes Deutschpunk-Album abgeliefert haben, Summoning, die mich mit ihrem epischen Herr der Ringe-Symphonic-Black Metal auf With Doom We Come schlicht noch nicht in der richtigen Stimmung erwischt haben, um es entsprechend genießen zu können (daran kranken Summoning bei mir aber auch leider schon immer, ganz krass stimmungsabhängige Musik), Audrey Horne, die momentan wohl mit die unterschätzteste Hard Rock-Band sind, mit Blackout aber die ein oder andere Tür aufstoßen dürften & Black Rebel Motorcycle Club, die mir mit Wrong Creatures einmal mehr zeigen, dass die Band auf Platte für mich nie so gut sein wird, wie sie es live zweifelsohne ist.

Auch Erik Cohens Drittingswerk mit dem semikreativen Titel III setzt sich erst mal im Mittelfeld fest, was aber definitiv nicht gleichbedeutend mit Mittelmaß ist, denn dieses sehr stiltreue Danzig- & Type O Negative-Worshipping so nahtlos in deutschsprachige Rockmusik zu übertragen, ist aller Ehren wert. Die Kanten wurden an der ein oder anderen Stelle zwar etwas abgeschliffen, und hier und da durch ne Spur mehr Pathos ersetzt, insgesamt lässt das qualitativ aber so ziemlich alles, was sich irgendwie auch nur im Dunstkreis der Deutschrock-Blase bewegt, meilenweit hinter sich.

Ähnlich wie bei Summoning ging es mir auch mit dem neuen Album von Hamferd (denkt euch bitte ein isländisches D an den Schluss), die mit Támsins Likam ihr zweites Album vorlegen. Das "Problem": Ich bin momentan einfach nicht traurig genug für diesen wunderbaren Doom mit leichten Death-Einsprengseln. Und wenn das Leben es gut mit mir meint, dann bleibt es so. Sollte dieses Jahr allerdings noch dunklere Momente für mich bereit haben, kann ich mir kaum einen besseren Soundtrack dafür vorstellen.

Apropos Soundtrack für die dunklen Stunden, darunter könnte wenig überraschend auch das neue Album von Shining, X - Varg Utan Flock laufen. Mein Problem mit dem Album deutet der Titel aber schon an. Nach 10 Alben wird man leider das Gefühl nicht los, alles, was auf dem Album (in gewohnt hoher Qualität, kein Zweifel daran) passiert, schon mal von Kvarforth gehört zu haben, und zwar größtenteils auch besser. Fast möchte man enttäuscht sein - bis er (mal wieder) mit dem Abschlusstrack für all den Gram, den einem die vorigen fünf Songs unter diesen Gesichtspunkten bereitet haben, entschädigt. Was für ein Monumentaltrack!

Traditionell knapp an den Highlights vorbei schrammen bei mir auch immer Orphaned Land aus Israel. Gegenüber dem Vorgänger haben sie auf Unsung Prophets And Dead Messiahs wieder ordentlich Härte drauf gepackt, was ihnen auch ganz hervorragend steht, und die Botschaften sind auch einmal mehr mit das beste und wichtigste, was die Musik generell zu bieten hat. Die haben in ihrer Karriere so viel mehr für Frieden und Völkerverständigung getan, als es die meisten Politiker je könnten. Einzig: Der durchaus gelungene Mix aus (Death) Metal und orientalischer Musik funktioniert für mich ganz persönlich einfach nicht ganz so gut, wie ich es mir wünschen würde. Dennoch, sogar die vom Metal Hammer haben das Teil zum Album des Monats gemacht, und das auch vollkommen gerechtfertigt.

Und weil mein Zeitmanagement mal wieder komplett für'n Arsch ist und ich mir für die Arschbomben im Ranking dann doch gerne noch etwas ausführlicher Zeit nehmen würde, gibts den Rest zu späterer Stunde noch. Wünsche trotzdem schon mal viel Spaß, vielleicht ist ja für zwei, drei Leute ne interessante Anregung dabei.

€: So, jetzt aber!

Hämatom erklimmen die nächste Stufe auf der Karriereleiter. Nachdem das letzte Album (das ich wie auch dessen Vorgänger schon nicht mehr gehört habe, weil ich ziemlich satt von der Band war) schon auf 5 gechartet ist, wird diesmal mehr als deutlich der Platz ganz oben auf dem Stockerl anvisiert. Nicht, dass ich es ihnen nicht gönnen würde, persönlich wünsche ich das den Jungs sogar von Herzen, aber wenn man die erfolgsversprechendsten Elemente aus dem Deutschrock-Baukasten zusammen setzt, dann kommt kein anderes Album als Bestie der Freiheit raus. Da gibts dann den obligatorischen Onkelz/FW-Selbstbeweihräucherungsopener, die tendenzielle Schlagernummer, die auch den Helene Fischer-Fan nicht verschrecken, dazu einen fast schon peinlich offensichtlichen Hosen-Ripoff - das ist dann unterm Strich einfach viel zu austauschbar, und da ist leider auch viel zu wenig von der Band übrig, die ich vor ein paar Jahren schon ziemlich gefeiert hab. Weiterentwicklung ist natürlich immer wünschenswert, aber das nächste mal lässt man sich dabei bitte deutlich weniger von Sony reinreden.

Weiterentwicklung ist auch bei Machine Head das Stichwort. Denen kann man dabei auch kaum kommerzielle Interessen unterstellen, denn mit Catharsis stoßen sie wohl eine nicht zu verachtende Zielgruppe gehörig vor den Kopf. Davor hab ich Respekt. Einzig: Die Entwicklung will mir so gar nicht gefallen.Ich mochte bei MH bisher besonders die epischen, ausladenden Songstrukturen, die gibt es hier überhaupt nicht mehr. Aus Ideen, die frühe rein Song geworden sind, werden hier drei, was darin gipfelt, dass ein Song ein bisschen nach den Dropkick Murphys klingt :lol: dazu kommt, dass Robb Flynn für mich einfach kein guter (Klar)Sänger ist, das macht er auf dem neuen Album für meine Begriffe deutlich zu oft, um noch wohlwollend drüber weg sehen zu können. Leider geht der Mut zur Veränderung hier mMn deutlich zu Lasten der Kreativität.

Phil Anselmo hat sich in den letzten Jahren so gar nicht mit Ruhm bekleckert. Seine menschlichen Verfehlungen sollten aber nicht darüber hinweg täuschen, dass er mit Down und Superjoint Ritual in den letzten Jahren doch das ein oder andere Ausrufezeichen setzen konnte. Enttäuschend war eigentlich nur das Debütalbum seines Projekts Philip H. Anselmo & The Illegals. Man merkt, er wusste darauf genau, was er tat, und wohin er mit der Musik wollte. Die Musik sollte anstrengend sein. Monoton, schwierig, hässlich, der Ausdruck eines mentalen Tiefs, das seinesgleichen sucht. Und es war mir schlichtweg zu anstrengend. Was soll man sagen? Auf Choosing Mental Illness As A Virtue macht Anselmo den selben Kram einfach nochmal. Das Album ist halt einfach künstlerisch richtig unnötig, und ich hab keine Ahnung, warum man sich dieses Album als mental halbwegs gesunder Mensch mehr als einmal aus Neugier anhören sollte. Ich kann ihm ja nicht mal böse dafür sein, weil man ja weiß, dass der mental teilweise deutliche Durchhänger hat, und wenn so ein Album als Therapiemaßnahme dabei raus kommt, dann kann man ihn nur beglückwünschen, dass er so ein Ventil hat, aber bei anderen Künstlern klingen die halt einfach geiler. Sorry, Phil.
 
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Hooch

Ebenezer Hooch
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Marmozets - Knowing What You Know Now

Hab mir mal wieder einen Premiummonat Spotify gegönnt. Alle Angst war umsonst: Das Album ist heißer Scheiß. Macht mindestens genauso viel Spaß wie das Erste. 8/10

Of Mice & Men - Defy

Positive Überraschung. In seinen harten Passagen besonders gut - Defy und Instinct ballern richtig schön. Natürlich auch ein paar Füller drin, aber zu verschmerzen. Als Gesamtwerk sehr angenehm. 6,5/10
 

matze616

Kommt noch was?
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Marmozets - Knowing What You Know Now

Hab mir mal wieder einen Premiummonat Spotify gegönnt. Alle Angst war umsonst: Das Album ist heißer Scheiß. Macht mindestens genauso viel Spaß wie das Erste. 8/10
Puh, finde das Album wirklich relativ schwach. Klar sind da immer noch gute Songs drauf, aber die Produktion finde ich echt grausam. Fast jegliche Ecken und Kanten die für mich einfach den Marmozets Sound ausgemacht haben sind weg. Vor allem die Stimme von Becca finde ich in den Höhen richtig schlimm, kann mir zum Beispiel Insomnia nicht anhören :-&
Hoffe das ich dieses Jahr noch dazu komme die Live zu sehen, denke da werden sich die neuen Songs nochmal besser anhören.
 

Snakecharmer22

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While She Sleeps - You Are We

Album ist zwar schon ein paar Monate draussen, aber ich bin erst in letzter Zeit wirklich dazugekommen, es bewusst anzuhören. Finde es bombenstark und wünsche der Band alles erdenklich Gute. Letzte Woche waren sie Support von Architects und sie konnten mich überzeugen. Einzig am Sound könnte man noch etwas feilen, ansonsten gehen die ab wie ne Rakete. Hab sie für den Park noch nicht ganz abgeschrieben, ein Auftritt in der Halle würde mir feuchte Träume bescheren. Auch wenn die Vorbilder von BMTH oft ein bisschen zu deutlich zum Vorschein kommen, können alle Fans der eingängigen, etwas härteren Musik, gerne mal reinhören.

Anspieltipps : Steal the Sun, Empire of Silence, Hurricane.

9/10
 
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Hooch

Ebenezer Hooch
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Fall Out Boy - M A N I A

Habe schlimmeres erwartet. Die letzte Platte fand ich sogar schlechter als die hier. Ist halt belangloser Pop mit Ausschlagpotential zur leichten Überdurchschnittlichkeit. Highlights: Champion (pusht), The Last Of The Real Ones

4/10
 

Alphawolf

Schnauzer-Andi
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Der Februar mag ein kurzer Monat sein, trotzdem hat er uns vier Freitage mit einigen neuen Releases geschenkt. Und da ich gerade an einer Hausarbeit schreiben müsste, kann ich mir nichts besseres vorstellen, als sämtliche kreative Schreibenergie in die Reviews dieser Releases wandern zu lassen, Ehrensache. Das Konzept mit der Dreiteilung in Highlights, Mittelfeld und Schwachpunkte behalte ich dabei erst mal bei, zumindest so lange, bis mir doch noch was intelligenteres dafür einfällt.

So schwer es mir im Januar noch gefallen ist, ein Album hervorzuheben (auch wenn den Titel für Januar mittlerweile wohl wirklich Tocotronic für sich beanspruchen würden, verrückte Welt), so leicht war es im abgelaufenen Monat für mich, wenn auch ähnlich überraschend. Necrophobic liefern mit Mark Of The Necrogram ein Black Metal-Manifest mit einem Gespür für Melodien, das man der Band nach dem ein oder anderen Durchhänger fast nicht mehr zugetraut hätte. So stark hat man die Jungs mMn seit den ersten Alben, mit denen sie eine komplette Generation an BM-Fans & -Musikern beeinflusst und geprägt haben, nicht mehr gehört. Brachiale, rasende Energie und ein Gespür für Melodien und filigrane Feinheiten, das man sich nicht antrainieren kann, sondern im Blut haben muss, gehen eine umwerfende Symbiose ein. Diesen Stempel drücken dem Album klar die beiden Gitarristen, die die Band 2011 verlassen hatten, um sich auf die Arbeit mit Nifelheim und Black Trip zu konzentieren und erst 2016 wieder zur Band gestoßen sind, auf. Selten hat einer Band die Rückkehr "verdienter" Mitglieder so gut getan, wie hier. Jeder mit einem Gespür für extremere Spielarten der Gitarrenmusik sollte hier mehr als nur ein Ohr riskieren.

Wenn wir schon bei extremer Gitarrenmusik sind, kann man auch bei den Österreichern von Harakiri For The Sky, die mit Arson schon eineinhalb Jahre nach dem starken Vorgänger Album Nummer 4 nachlegen, bedenkenlos die Augen schließen, die Ohren öffnen und schwelgen. Nur wenige Bands aus dem Post (Black) Metal-Sektor verstehen es, ihre Leidenschaft (mit deutlicher Betonung auf "Leiden") in derart intensive Melodien umzuwandeln. Man sollte meinen, bei deren Arbeitspensum würden sich irgendwann gewisse Abnutzungserscheinungen abzeichnen, aber keine Spur davon. Ein weiteres Album, das für die tristen Winterabende, den grauen Himmel, Regen, oder Waldeinsamkeit wie geschaffen zu sein scheint. Lebensfreude sieht anders aus, höchste Qualität nicht.

Die Highlights begannen mit einer Band, die sich glücklicherweise wieder gefangen hat und wieder alte Stärken abrufen kann, und sie enden mit einer solchen Band. Long Distance Calling haben mit Out There ihr nunmehr sechstes Album unter die Leute gebracht, und nachdem Album #4 The Flood Inside schon die ein oder andere Schwäche und noch viel schlimmer, einige Längen hatte, war auf Album #5 auch durch die Mitarbeit eines Sängers nicht mehr viel von der Band übrig, die sich mit den ersten drei Meisterwerken einen Platz in der Beletage instrumentaler Post-Rock und -Metal Musik erspielt hatte und man war schon geneigt, den Abgesang vorzubereiten. Hatten die vier aber so gar keinen Bock drauf und haben ein grandioses, atmosphärisches Album, diesmal wieder ohne Gesang, auf die Welt los gelassen. Genau so will man LDC hören, und auch wenn man wohl nicht mehr an Großtaten wie Black Paper Planes anschließen wird (aber mal ehrlich, wer kann das schon?), zeigt die Band, dass man sie noch lange nicht beerdigen muss. Ein Umstand, der mich ehrlich glücklich macht.

Das Mittelfeld wird mein ungeliebtes Stiefkind, das merk ich schon. Macht einfach nicht so viel Spaß, über Alben zu schreiben, bei denen ein paar Prozent gefehlt haben, um mich ernsthaft zu kicken, aber auch nicht genug Prozent gefehlt haben, um nen ordentlichen Verriss zu bekommen. Allerdings waren hier auch genug starke Releases dabei, um genug Motivation dazu zu finden, Glück gehabt.

Knapper als gedacht an den Highlights gescheitert ist Ezra Furman, dessen neues Album Transangelic Exodus mir dankenswerterweise von @Jimmy Pop empfohlen wurde. Kannte den Künstler bisher überhaupt nicht, also hab ich natürlich erst mal Wikipedia bemüht. "Der offen bisexuell lebende Cross-Dresser ist jüdischen Glaubens und trägt gelegentlich eine Kippa." - ich musste erst mal lachen, weil es sich wirklich abstrus las. Allerdings gibt es einem auch eine ungefähre Idee dafür, warum sich das Album - ein Konzeptalbum, über dessen Handlung ich gar nicht zu viel schreiben will, denn es lohnt sich wirklich sehr, diese im Verlauf des Albums selbst zu entdecken - so anhört und entwickelt, wie es der Fall ist. Ich fühlte mich in den für mich stärksten Momenten an David Bowie in seiner Ziggy Stardust-Phase erinnert, und während ich dies schreibe, muss ich mich eigentlich selbst fragen, warum das Album dann nicht in den Highlights auftaucht. Die ganze Wahrheit: Vermutlich konnte ich es noch nicht oft genug hören, um es komplett zu verstehen. Fakt ist: Das Album ist stark, verdammt stark, es berührt emotional und schrammelt ordentlich drauf los, je nachdem, wie es nötig ist. Dieses Werk wird noch wachsen, da bin ich mir sicher.

Ebenfalls eigentlich zu stark, um mit dem biederen Begriff "Mittelfeld" abgekanzelt zu werden ist Leather Teeth, der Auftakt einer neuen Trilogie von Carpenter Brut. Meiner Entdeckung von Perturbator letztes Jahr folgte eine spontane und absolut bedingungslose Liebe für Synthwave. Das ist die Musik, auf die ich mein Leben lang gewartet habe, ohne es zu wissen, glaube ich manchmal. Diesmal gibts sogar zwei geniale Gastauftritte am Gesang, zum einen von Kristoffer Rygg von Ulver und zum anderen von Mat McNerney von Grave Pleasures und Hexvessel. Atmosphäre steht mal wieder über allem, aber sie ist längst nicht mehr so dunkel und abgrundtief, wie noch auf einigen Stücken der vorangegangen Releases, das Werk wirkt nach den ersten Durchläufen vielschichtiger und künstlerisch gefestigter, als die Vorgänger. Auch hier gibt es einen sehr banalen Grund, warum es nicht ganz für die Highlights gereicht hat, ich glaube, dass das Werk noch deutlich wachsen wird, wenn man weiß, welchen Platz es in der angekündigten Trilogie einnehmen wird.

Black Trip, die ich im Necrophobic-Abschnitt schon mal kurz erwähnt hatte, haben zwei starke Gitarristen verloren, und als würde das nicht reichen, brauchten sie auch noch einen neuen Namen. Jetzt firmieren sie als Vojd, haben mit The Outer Ocean das erste Album unter neuem Namen veröffentlicht, wissen aber selbst, dass das genug Neuerungen waren und haben sich dazu entschlossen, dass zumindest im qualitativen Sektor bitte etwas Konstanz herrschen soll. Hat funktioniert, der klassische Heavy Metal mit der ein oder anderen Tendenz zum okkulten funktioniert nach wie vor ganz hervorragend. Einzig muss man leider festhalten, dass die klassischen Spielarten des Metal nie mein größtes Steckenpferd waren und dies vermutlich auch einfach nicht mehr werden. Ein gutes Album bleibt allerdings auch einfach ein gutes Album, das muss man einfach mal so festhalten. Mindestens @Frankenstolz wird hier große Freude dran haben.

Tatsächlich näher an der Enttäuschung, als an den Highlights war das selbstbetitelte Debüt von Legend Of The Seagullmen. Die Mischung aus prominenten Musikern und einer überaus starken ersten Vorabsingle (Shipwrecks) haben die Erwartungen in mir leider deutlich zu hochgeschraubt, denn auch wenn Legend Of The Seagullmen beileibe kein schlechtes Album ist, es ist mit seinem fast schon hörspielhaftem Charakter (ohne abgesehen von einem gewissen Konzept auch nur mit irgendeinem Element wirklich an Hörspiele zu erinnern - macht das Sinn? Nein? Auch gut) schlicht und einfach nicht das, was ich gerne gehört hätte. Wenn man bedenkt, dass da Leute von Mastodon und Tool federührend sind, hätte das alles gerne ne Spur proggiger, mindestens verspielter ausfallen dürfen. Übrig bleiben aber "nur" geradlinige Rocksongs ohne größere Spielereien - was die Songs aber wie gesagt keineswegs schlecht macht. Das Album könnte einigen hier durchaus Spaß machen, denn es rockt oft genug wirklich schön geradeaus.

Die Schwachpunkte tun mir dieses mal beide auf ihre ganz eigene Art und Weise weh, da die Betroffenen von mir aus ganz unterschiedlichen Gründen normalerweise sehr geschätzt werden.

Turbonegro haben schon mit dem Vorgängeralbum Sexual Harassment nicht hundertprozentig überzeugen können, Rocknroll Machine ist für mich aber tatsächlich eine noch größere Herausforderung. Viele loben das Album für seinen 70s- und 80s-orientierten Ansatz und die flächigen Keyboards und Synths. Auch Tony Sylvesters Gesang findet durch die Bank lobende Worte, und das sogar vollkommen zurecht, denn wie dieser sich in den letzten Jahren gesteigert hat, ist tatsächlich aller Ehren wert. Wo liegt also mein Problem? Kurzum: Zu viele Tasten, zu wenig Saiten. Eine der größten Qualitäten TRBNGRs war es bisher stets, die dreckige Räudigkeit einer Kneipenschlägerei und die überperfekte Sauberkeit einer Travestie-Show gleichermaßen in ihrem Sound wiederzuspiegeln. Dies ist für mich mittlerweile leider nicht mehr gegeben, die Störenfriede wurden aus der Kneipe entfernt, es wurde einmal feucht durchgewischt und die Nägel, die aus der Inneneinrichtung an den unmöglichsten Stellen herausragten und an denen man sich jederzeit schwerste Wunden zufügen konnte, wurden entfernt. Das alles fehlt mir hier leider ungemein, auch wenn ich Verständnis dafür habe, dass man irgendwann in ein Alter kommt, in dem man das nicht mehr ständig so zelebrieren kann. Funktioniert für viele erstaunlich gut, für mich leider nicht mehr. @jokemachine was ist deine Meinung zum Album?

Olli Schulz ist ein super Typ und ich mag so ziemlich alles, was er tut. Ich mag seinen Humor, ich mag ihn sowohl im Podcast, als auch im Talk mit Böhmermann, er ist für jemanden komplett ohne Ausbildung ein anständiger Schauspieler und vor allem liebt er die Musik. Das einzige seiner Tätigkeitsfelder, mit dem ich noch nie viel anfangen konnte, ist dabei absurderweise seine Haupttätigkeit, nämlich das Musikerdasein. Bisher war das auch relativ schnell erklärt, er spielt schlicht und ergreifend nicht die Musik, für die ich mich jemals groß begeistern konnte. Dennoch gab es gerade auf dem letzten Album den ein oder anderen Moment, den auch ich toll fand. Phase war einfach ein schöner Popsong, und Als Musik noch richtig groß war hat mir beim ersten Hören tatsächlich ein Tränchen abverlangt, so ehrlich und unpeinlich über dieses Thema schreiben und singen zu können muss man ihm erst mal nachmachen. Dennoch habe ich ohne große Erwartungen in Scheiß Leben, gut erzählt reingehört, Irgendwie wurden die aber tatsächlich noch unterboten. Ich kann und will ihm den Ansatz, sich genremäßig mehr austoben zu wollen, als noch auf vergangenen Releases, nicht mal übel nehmen, die Mischung funktioniert für mich nur einfach hinten und vorne nicht. Es zieht sich kein roter Faden durch das Album, alles wirkt wie ein eher willkürliches Mixtape, wie eine Sammlung noch nicht ganz fertig ausgearbeiteter Ideen und Gedanken, und leider sind die lyrischen Stärken des Olli Schulz auch deutlich zu selten offensichtlich, als dass die mich darüber hinweg sehen lassen könnten. Im Gegenteil, Stücke wie Sportboot oder Schmeckt wie... sind weder lustig, noch sonderlich tiefgreifend und gehen mir besonders im Falle vom erstgenannten sogar richtig auf den Sack. Genrevorlieben hin oder her, das kann Olli einfach besser.
 
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jokemachine

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@jokemachine was ist deine Meinung zum Album?

Als sie Hot for Nietsche (2015!!!) rausgebracht haben war das ja noch ganz lustig. Damals haben wir das sogar ins Programm aufgenommen und meiner Meinung nach sind wir die erste (und vermutlich einzige :D) Coverband die den Song je gespielt hat (3 Tag nach Release wohl gemerkt). Aber jetzt so ein ganzes Album und dann auch noch so ein fieses Artwork. Ich bin ja schon immer bekennender Verweigerer jeglicher 80er-Jahre Musik und daher tut das schon ziemlich weh. Ich werde da wohl eher kein Fan von... aber nächste Woche erstmal schön aufs Konzert, dann ist bestimmt alles wieder verziehen ;)
 
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Lutz

Parkrocker
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@Alphawolf stimme dir bei dem Olli Schulz Album komplett zu. Freue mich trotzdem schon sehr auf das Konzert in Nürnberg.
 

Snakecharmer22

Parkrocker
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So gern ich Olli Schulz mag, aber seine Musik gibt mir auch überhaupt nix. Was mich immer am meisten genervt hat, ist sein Hang zum seichten Pop. Da mach er nen richtig schönen Anfang mit "Schockst nicht mehr", der echt Bock auf mehr macht und dann kommt er halt wieder mit so einem Totalausfall wie "Wölfe" um die Ecke, das ich richtig peinlich finde.

Ist halt seine Art von Musik, die er mag. Aber dann braucht er nicht immer über Schweighöfer und Konsorten herziehen, denn so weit ist er dann z.T auch nicht mehr davon entfernt. Bisschen schade, weil eben immer so geile Momente aufblitzen auf all seinen Platten.
 

TonyMac

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Ich bin ansich auch kein großer Fan von klassischem Singer/Songwriter-Zeug. Es wirkt, als hätte er sich ein bisschen mehr ausgetobt, als auf früheren Alben. Insofern find ich das neue Album schon ganz okay, mehr aber auch nicht.
Wölfe ist für mich jedoch auch der Tiefpunkt der Platte, keine Ahnung, was ihn da geritten hat. Sportboot hingegen find ich super. :lol:

Zu Schweighöfer ist dann doch noch ein weiter Weg. Zum Glück.