Bevor es heute Nacht mal wieder so weit ist, meine Gedanken zu den Oscarnominierten in der Kategorie „Bester Film“.
7 der 10 Filme habe ich im Kino gesehen bzw. waren auf Streamingdiensten verfügbar.
Zunächst die drei Filme, die mich aufgrund von Vorurteilen nicht zum Kinobesuch animieren konnten:
„Die Aussprache“
Optik, Filmmusik und Darstellerleistungen sehen im Trailer ganz gut aus, doch die Thematik auf dem Papier reißt mich jetzt nicht so vom Hocker, wohl ein dialoglastiger Problemfilm, was an sich ja nicht schlecht sein muss, aber für einen Kinobesuch für mich zu riskant.
„Avatar: The Way of Water“
Hier kann ich es kurz machen: ich mochte den ersten Teil schon nicht, deswegen habe ich mir den zweiten auch (noch) nicht angetan. Style-over-Substance-Alarm.
„Die Fabelmans“
Da war ich noch hin- und hergerissen, ob ich mir den noch vorher anschaue, hab mich aber doch dagegen entschieden. Spielberg hat mich mit seinen letzten Filmen nicht mehr wirklich abholen können. Filme über die Liebe zum Film mag ich ja eigentlich schon, doch der Trailer kam mir irgenwie zu weichgespült, ohne Ecken und Kanten, vor, auch wenn ich Michelle Williams und Paul Dano als Darsteller schätze.
Und nun die anderen sieben Kandidaten, die ich gesehen habe:
„Everything Everywhere All at Once“
Hier war ich sehr gespannt, wird der Film doch als Topkandidat gehandelt, auch die Thematik mit den Parallelwelten fand ich sehr interessant. Dementsprechend enttäuscht war ich von dem, was ich dann geboten bekam: erstmal braucht der Film ewig, bis er in die Gänge kommt, dann folgt ein heilloses Durcheinander gespickt mit überdrehten Kampfszenen, eine repetitiver und redundanter als die vorhergehende, und am Ende versucht man noch ein bisschen Tiefe mit einem erzwungenem Mutter-Tochter-Konflikt zu erzeugen. Zwei, drei gute Momente gestehe ich dem Film zu, doch das war leider zu wenig, schade drum.
„The Banshees of Inisherin“
Auch hier viele Vorschusslorbeeren. Bei den Darstellerleistungen gehe ich mit, aber die Story ist einfach zu lahm für knapp zwei Stunden Spielzeit und nicht wirklich nachvollziehbar, auch mit dem Wissen, dass sie eine Art Gleichnis im Bezug auf den irischen Befreiungskrieg darstellen soll. Ich hätte auf mein Bauchgefühl nach dem Trailer hören sollen, aber die Kombi Farrell – Gleeson – McDonagh war einfach zu verführerisch.
„Elvis“
Das hätte ein guter Film werden können, wenn ihn Tom Hanks in der Rolle des Colonel nicht nachhaltig zerstört hätte. Schade, denn Austin Butler war richtig gut, aber jedes Mal, wenn Hanks in seinem lächerlichen Fatsuit auftauchte, kam so dieses Cringe-Gefühl, und ich konnte diesen Film nicht mehr so richtig ernst nehmen. Verschenkt, leider.
„Triangle of Sadness“
Ich weiß immer noch nicht genau, was ich von diesem Film halten soll. Einerseits unterhaltsame Gesellschaftssatire mit einigen guten What-the-fuck-Momenten, andererseits ein etwas unausgegorenes Drehbuch, In-your-face-Gesellschaftskritik und Iris Berben. Trotzdem einer der interessanteren Filme im Feld, was nicht gerade für dieses spricht.
„Top Gun: Maverick“
Gute Action und ein Tom Cruise in Bestform – ja, ich war positiv überrascht von dem Film, auch weil ich nicht wirklich Fan des ersten Teils war. Aber bester Film? Na ja, nicht wirklich, dafür war der Film zu vorhersehbar und nach Schema F produziert. Reicht trotzdem für Platz 3 in meinem Ranking.
„Im Westen nichts Neues“
Auch hier war ich positiv überrascht, da Remarques Roman eigentlich bereits 1930 in unübertreffbarer Manier verfilmt worden war. Dementsprechend froh war ich, dass die Verfilmung sich sehr frei (zu frei?) an der Vorlage orientierte und ein paar neue Elemente eingefügt wurden, wobei die Szenen mit Erzberger und den Kapitulationsverhandlungen etwas unverbunden mit den Kriegsszenen daherkamen. Trotz allem gibt es aber so viel bessere Kriegsfilme als diesen, weswegen der Hype ein bisschen merkwürdig ist.
„Tár“
Das ist dann wirklich mein Favorit, aber auch dieser Film hat mich nicht vollständig überzeugt, insgesamt also eher ein schwaches Oscarjahr. Der Film wird komplett von Cate Blanchett getragen, deren schauspielerische Raffinesse in diesem Werk einen neuen Höhepunkt erreicht hat, verlangt dem Zuschauer aber sehr viel ab. Doch wer die erste halbe Stunde, die fast aufreizend draggy ist, überstanden hat, wird mit etwas belohnt, das ich zumindest streckenweise als „bester-Film-würdig“ bezeichnen würde, ein Gefühl, das ich bei den anderen neun Kandidaten so nicht empfunden habe.