Was lest ihr so??

Thomas Melle - Das Haus zur Sonne
Shortlist Deutscher Buchpreis 2025

Das Haus zur Sonne ist eine staatlich finanzierte Einrichtung für Menschen, die nicht mehr können. Wer dort aufgenommen wird, checkt für mehrere Wochen ein, mit der Bedingung: Am Ende muss jede*r sterben. Davor jedoch werden im „Haus zur Sonne“, mithilfe von hochkomplexen Simulationen, alle Wünsche erfüllt.

einmal Diktator*in sein, ein Leben ohne psychische Krankheit erleben, die Welt aus der Sicht eines Tieres sehen oder die Geheimnisse des Universums entschlüsseln. Alles ist möglich. Nur am Ende steht die Entscheidung über die eigene Todesart. Verführerisch und furchteinflößend zugleich.

Autor Thomas Melle, selbst an einer bipolaren Störung erkrankt, schreibt hier autofiktional und schonungslos ehrlich. Er beschreibt Depressionen, wie sie sind: grau, verzweifelt, ungeschönt, und zeigt dabei eine entwaffnende Offenheit und Verletzlichkeit.

Wir begleiten ihn auf seinem Weg durch das Haus zur Sonne, tauchen in seine Simulationen ein und fragen uns unweigerlich: Was würden wir uns simulieren lassen? Den Super-Bowl-Sieg der Bills? Live dabei? Man wird ja wohl noch simulieren dürfen.

Am Ende steht der Ich-Erzähler da, unsicher, ob das wirklich alles gewesen sein soll. Vielleicht ist draußen gar nicht alles so schlimm? Aber gibt es überhaupt noch ein Draußen, oder ist er längst an Ende angekommen?

Ein starkes Buch – unheimlich(,)ehrlich, unbedingt lesenswert.