Was lest ihr so??

Thomas Melle - Das Haus zur Sonne
Shortlist Deutscher Buchpreis 2025

Das Haus zur Sonne ist eine staatlich finanzierte Einrichtung für Menschen, die nicht mehr können. Wer dort aufgenommen wird, checkt für mehrere Wochen ein, mit der Bedingung: Am Ende muss jede*r sterben. Davor jedoch werden im „Haus zur Sonne“, mithilfe von hochkomplexen Simulationen, alle Wünsche erfüllt.

einmal Diktator*in sein, ein Leben ohne psychische Krankheit erleben, die Welt aus der Sicht eines Tieres sehen oder die Geheimnisse des Universums entschlüsseln. Alles ist möglich. Nur am Ende steht die Entscheidung über die eigene Todesart. Verführerisch und furchteinflößend zugleich.

Autor Thomas Melle, selbst an einer bipolaren Störung erkrankt, schreibt hier autofiktional und schonungslos ehrlich. Er beschreibt Depressionen, wie sie sind: grau, verzweifelt, ungeschönt, und zeigt dabei eine entwaffnende Offenheit und Verletzlichkeit.

Wir begleiten ihn auf seinem Weg durch das Haus zur Sonne, tauchen in seine Simulationen ein und fragen uns unweigerlich: Was würden wir uns simulieren lassen? Den Super-Bowl-Sieg der Bills? Live dabei? Man wird ja wohl noch simulieren dürfen.

Am Ende steht der Ich-Erzähler da, unsicher, ob das wirklich alles gewesen sein soll. Vielleicht ist draußen gar nicht alles so schlimm? Aber gibt es überhaupt noch ein Draußen, oder ist er längst an Ende angekommen?

Ein starkes Buch – unheimlich(,)ehrlich, unbedingt lesenswert.
 
Liz Moore - Der Gott des Waldes
2024

In den 50ern verschwindet Bear, der eigentlich Peter Van Laar IV heißt, eines Tages im Wald. 10 oder 11 oder 12 Jahre später, kP, verschwindet auch seine coole Punkschwester, die niemand leiden kann und safe aussieht wie Sadie Sink, Barbara Van Laar, im selben Wald.

Währenddessen findet auch (beide Male) ein paar hundert Meter weiter, im Camp Emerson, das jährliche Feriencamp für Rich Kids statt. Barbara wohnt eigentlich den Hügel hinauf bei ihrer arschreichen Familie, nimmt aber in dem Jahr, in dem sie verschwindet, auch das erste Mal am Feriencamp teil. Sus, wie wir da immer sagen.

Darum geht's grob. Aber auch noch um viel mehr. Camplife, Reichenlife, Familienmythen, die bröckeln, Natur vs. Zivilisation, Privilegien und Kindheiten, die nie wirklich geschützt waren. Also die Kindheiten obv. .

Es ist kein Krimi, sondern eher ein Mysteryroman, über 500 Seiten, die ich in meiner persönlichen Rekordzeit von einer Woche weggesnackt habe (weird flex). Nicht, weil alles so superspannend war, sondern, weil mich mal wieder die einzelnen Figuren in ihr Leben gezogen haben.

Achso, ja, und während die Kinder verschwinden, rennt auch ein (zumindest beim Verschwinden von Arabrab) verurteilter Sexualstraftäter im Wald rum. Again, sus.

Wer lesen will, besser Zettel und Stift daneben legen, um die ganzen Leude auseinanderhalten zu können. FUN!
 
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